AGFA Silette LK Sensor

Eher durch Zufall bekam ich eine AGFA Silette LK Sensor in die Finger. Schon meine Eltern hatten in den 70er Jahren so ein kleines, robustes Gerät mit dem roten Auslöseknopf. Damals diente die Kamera dazu das Familienleben und den wenn auch seltenen Urlaub mit Kind und Kegel zu dokumentieren.

AGFA Silette LK Sensor - Modell "eckig" links, Modell "rund" rechts - Betrachtet man die Ecken des Gehäuses, dann kann man den Unterschied deutlich sehen. Auch der Blitzschuh unterscheidet sich.
AGFA Silette LK Sensor – Modell „eckig“ links, Modell „rund“ rechts – Betrachtet man die Ecken des Gehäuses, dann kann man den Unterschied deutlich sehen. Auch der Blitzschuh unterscheidet sich.

Jetzt, fast 50 Jahre später war ich zunächst nicht sonderlich beeindruckt von der kleinen Kiste, wollte aber doch einmal ausprobieren, ob ich mit dem butterweichen Sensor-Auslöser nicht doch das ein oder andere Foto mit langsamer Verschlusszeit hinbekommen würde. Leider funktionierte der Filmtransport nur bedingt und das Rückspulen des Films überhaupt nicht. Ich musste den Film im Dunkelsack aus der Kamera ziehen und in die Filmdose zurückspulen. Danach wurde der Agfa APX 100 in Caffenol entwickelt.

In der Straßenbahn - AGFA APX 100 in Caffenol
In der Straßenbahn – AGFA Silette LK Sensor mit AGFA APX 100 in Caffenol entwickelt – Gimp – Zugeschnitten

Die ersten Negative, die ich darauf zu Gesicht bekam waren beeindruckend gut. Und so beschloß ich mich nach einer weiteren Kamera dieses Typs auf die Suche zu machen. Bei ebay kann man die AGFA Silette LK Sensor für Preise ab 1 Euro erhalten. Also schlug ich zu 3 mal kurz hintereinander und so habe ich jetzt die imposante Ansammlung von vier dieser Kameras vor mir liegen.

Die beiden Sucherfenster - rund und eckig - vorne rechts sieht man den Anschluss für einen Drahtauslöser
Die beiden Sucherfenster – rund und eckig – vorne rechts sieht man den Anschluss für einen Drahtauslöser

Auffällig ist, dass es offensichtlich zwei Modellreihen dieser Kamera gab. Im Internet konnte ich bei der Recherche nichts über genaue Modellbezeichnungen herausfinden, deshalb nenne ich sie nach der Form des Suchfensters, das unterschiedlich gestaltet ist, im Folgenden einfach mal Modell „rund“ und Modell „eckig“

Hinterm Zoo in Karlsruhe  - AGFA Silette LK Sensor mit AGFA APX 100
Hinterm Zoo in Karlsruhe – AGFA Silette LK Sensor mit AGFA APX 100 – Gimp

Beide Modelle verwenden ein AGFA Color-Agnar 1:2,8/45 mit Parator-Verschluss. Beim Modell „rund“ sind die Kanten der Objektivringe teils silbrig, beim Modell „eckig“ völlig schwarz. Es gibt einen EInstellring, mit dem man die ISO-Werte des Films einstellen kann, was einen Einfluss auf die Ermittlung der Belichtungsanzeige hat.

Das AGFA Color-Agnar - 1:2,8/45 - ein dreilinsiges Objektiv mit angeblich billiger (oder fehlender) Vergütung, was mich aber nicht weiter stört
Das AGFA Color Agnar – 1:2,8/45 – ein dreilinsiges Objektiv mit angeblich billiger (oder fehlender) Vergütung, was mich aber nicht weiter stört

Denn die AGFA Silette LK Sensor verfügt über eine Selen-Meßzelle, deren Meßergebnisse auf der Oberseite des Gehäuses und zusätzlich ins Sucherfenster gespiegelt angezeigt werden. Die Belichtungsmessung scheint recht robust zu sein, denn sie funktioniert bei allen mir zur Verfügung stehenden Exemplaren dieser Kamera und liefert, geprüft mit meinem externen Belichtungsmesser, plausible Werte für die Belichtung.

Das Objektiv bietet die Möglichkeit die Blende stufenlos zwischen 2,8 und 22 einzustellen. Die Verschlusszeiten sind fix 30, 60, 125 und 300 und zusätzlich B für Langzeitaufnahmen. Zum scharf stellen schließlich , muss man wie bei allen Sucherkameras, die ENtfernung schätzen und dann einstellen.

Beide Modelle verfügen über einen Blitzschuh mit Mittenkontakt. Bei Modell „eckig“ ist dieser nach vorne geschlossen, bei Modell „rund“ ist er nach vorne offen.

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen ein Stativgewinde, ein einstellbares Bildzählwerk und eine Anschlussbuchse für einen Drahtauslöser. Letztere befindet, was eher ungewöhnlich ist, an der Rückseite des Gehäusedeckels.

Das Modell „rund“ ist geringfügig kleiner als Modell „eckig“ und hat stärker abgerundete Kanten. Modell „eckig“ macht einen klobigeren Eindruck, wenn man die beiden Modelle nebeneinander betrachtet.

Ein weiterer Unterschied zwischen den Modellen ist der, dass beim Modell „eckig“ die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ in den Kamerboden eingestanzt ist. Beim Modell „rund“ ist der Schriftzug an der vorderen Gehäuseseit an der Bodenkante aufgedruckt.

Der Name der Kamera ist bei beiden Modellen an der Vorderseite unter dem Fenster mit der Selen-Zelle aufgedruckt. Scheinbar hat man beim Modell „eckig“ eine Farbe schlechterer Qualität verwendet, denn bei diesem Modell sind die Schriftzüge bei allen meinen Kameras abgeblättert, während sie beim Modell „rund“ noch vollständig sind.

Dass Modell „rund“ ein rundes Sucherfenster und Modell „eckig“ ein eckiges besitzt hatte ich bereits erwähnt, will es hier der Vollständigkeit halber noch einmal anführen.

Der Rücktransport des Films ist bei der AGFA Silette LK Sensor sehr eigenwillig gestaltet. Zunächst muss man den Schalter mit der Aufschrift „R“ in Richtung des Objektivs und dann nach oben schieb. Ein herausspringender Messingbolzen arretiert das ganze. Betätigt man jetzt den Filmtransporthebel, dann wird der Film wieder zurück in die Filmdose gespult.

Leider scheint es hier häufig Probleme zu geben. Bei meinen beiden „rund“-Modellen funktionierte dieser Rücktransport zunächst nicht. Die Kameras vom Modell „eckig“ hatten diesbezüglich keine Probleme.

Der Grund für den nicht-funktionierenden Rücktransport war bei beiden meiner Modell „rund“ – Kameras ein verharztes Zahnrad im Gehäuseboden, welches den Rücktransport des Films erfolgreich verhindert hat.

Die Pfeile zeigen wo das Zahnrad im Gehäuseboden sitzt und wie es aussieht. Gut auf die Einzelteile achten!
Die Pfeile zeigen wo das Zahnrad im Gehäuseboden sitzt und wie es aussieht. Gut auf die Einzelteile achten!

Mit etwas handwerklichem Geschick, ein paar Mini-Schraubenziehern (Kreuz und Schlitz), einer Schieblehre und einer Pinzette ist es recht einfach sich bis zum betreffenden Zahnrad vorzuarbeiten, das Teil herauszuholen, um es dann in ein wenig Aceton aus dem Baumarkt zu reinigen. Achtung, dass keine Schraube runterfällt, du findest sie niemals wieder!

Tatsächlich handelt es sich um mehrere ineinandergreifende Zahnräder, die -- Achtung! -- nur lose gesteckt sind und leicht herunterfallen können. Ich habe sie hier in Aceton liegen und nach einer kurzen EInweichzeit mit Wattestäbchen gereinigt und dann wieder zusammengesteckt..
Tatsächlich handelt es sich um mehrere ineinandergreifende Zahnräder, die — Achtung! — nur lose gesteckt sind und leicht herunterfallen können. Ich habe sie hier in Aceton liegen und nach einer kurzen EInweichzeit mit Wattestäbchen gereinigt und dann wieder zusammengesteckt..

Das Schöne daran, wenn man mehrere gleiche Kameras mit identischem Objektiv sein eigen nennt, ist, dass man Testreihen mit Filmen machen kann. Man nimmt dazu mehrere der Kameras, bestückt mit unterschiedlichen Filmen auf den Spaziergang mit, und fotografiert dann das jeweilige Motiv mit jeder Kamera einmal. Ich habe das jetzt mal mit einem AGFA APX mit 100 ISO und einem mit 400 ISO ausprobiert. Die entsprechenden Fotos werde ich nachliefern.

Wie aussagekräftig das ganze ist, sei dahingestellt. Durch die unterschiedliche ISO-Zahl konnte ich natürlich nur die Entfernung konstant halten, während ich bei den Blenden- und Verschlusszeiten, die Werte dem Film anpassen musste. Entwickelt habe ich die Filme dann wieder in Caffenol mit jeweils identischer Rezeptur. Lediglich die Entwicklungszeit habe ich angepasst.

Und falls du selber auf der Suche nach einer AGFA Silette LK Sensor sein solltest, dann kannst du gerne >>> hier draufklicken und bei Ebay nach einer solchen Kamera suchen (Affiliate Link)


Aktuelle Angebote bei Ebay (Affiliate Links):

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert