Kamera: Die Gamma Pajta’s – eine Bakelitkamera aus Ungarn
Die schönste Randunschärfe, die ich bei meinen Kameras bisher gesehen habe, produziert mit Abstand die Gamma Pajta’s. Mit einem 120er Rollfilm bestückt – einem Fomapan 200 – nahm ich sie mit zum Neujahrsspaziergang im Karlsruher Oberwald. Coronabdingt waren die Wege durch den Tierpark leider gesperrt. Trotzdem habe ich, wie ich denke, einige gute Motive gefunden, mit denen sich die Möglichkeiten der Pajta’s demonstrieren lassen.
Die Gamma Pajta’s wurde in den 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrtausends in Ungarn hergestellt. Viele kamen nicht auf den Markt. Im Internet findet man Angaben so um die 150.000 Stück herum. Als Material hat man dazu das damals beliebte Bakelit verwendet. Es handelt sich im Grunde genommen um eine Boxkamera mit einer achromatischen Linse und Fixfokus.
Mit einer Brennweite von 80 mm und einer maximalen Blendenöffnung von 8 bewegt sie sich in einem Bereich, den auch andere Boxkameras aufweisen. Die Brennweite von 80mm deutet dann auch schon auf Negativformat hin. Die Pajta’s belichtet die Negative im Format 6×6 cm.
Mit einem Hebel lässt sich die Pajta’s darüberhinaus von 8 auf die Werte 11 und 16 abblenden. Die Verschlussgeschwindigkeit liegt bei etwa 1/30. Das ist bedingt durch die Bauart so vorgegeben und lässt sich nicht ändern. Überhaupt war’s das schon mit technischen Finessen. Bestenfalls die Möglichkeit den Auslöseknopf durch einen kleinen Hebel zu fixieren, um so Doppelbelichtungen zu vermeiden kann man noch erwähnen.
Bedingt durch die Aufnahmebedingungen mit einer geschlossenen Wolkendecke, Januar gegen 12 Uhr und unbelaubter Wald in Kombination mit den 200 ISO des Films, habe ich mich zumeist für die größte Blendenöffnung 8 entschieden. Nur bei dem Foto mit dem Schilf am See kam für einen kurzen Moment die Sonne heraus. Hier stellte ich die Kamera dann auf Blende 11.
Entwickelt habe ich den Film in Rodinal. Dabei habe ich die Verdünnung 5+500 verwendet und dann via Standentwicklung den Film für eine Stunde im Entwickler gelassen. Nach abgeschlossener Entwicklung habe ich die Negative dann mit 4800 DPI gescannt.
Mit Gimp habe ich dann die Farbwerte ein wenig angepasst und zu guter letzt ein geringes Maß an Schärfe hinzugefügt.
Das Ergebnis hat mich tatsächlich überrascht. Im Zentrum sind die Bilder erstaunlich scharf, teilweise schon surreal anmutend. Verlässt man diesen Schärfekreis zum Bildrand hin, dann wird das Bild fast unmittelbar unscharf.
Pajta’s ist das ungarische Wort für „Kamerad“. Hergestellt wurde die Kamera von der späteren Firma Gamma. Wer auf der Suche nach so einem Kameraden ist, kann natürlich auf Ebay fündig werden. Ich habe für mein Exemplar etwa 10 Euro ausgeben müssen. In dem Bereich 10 bis 20 Euro sollte es also möglich sein eine brauchbare Kamera zu finden.
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