Die Bilora Bonita 66 ist ein echter Hingucker. Bei dieser Boxkamera hat sich der Designer echte Mühe gegeben und auch in technischer Hinsicht haben sich die Ingenieure ein paar Besonderheiten einfallen lassen.
Neben der für Boxkameras seltenen Entfernungseinstellung, gibt es bei der Bilora Bonita 66 eine Spannvorrichtung für den Verschluß. Anders als bei Boxkameras üblich, wird der Verschluß auf diese Art nicht direkt betätigt sondern ausgelöst. Dadurch kann die Kamera sehr viel einfacher verwacklungsfrei gehandhabt werden.
Die Bilora Bonita verwendet 120er Rollfilme und erzeugt Negative im Format 6×6. Gebaut wurde sie von 1951 bis 1958. Der auf der Oberseite mittig angebrachte große Brilliantsucher verleiht der Kamera den Anschein einer TLR Kamera. Die möglichen Blendenöffnungen 9,11 und 16 werden mit einem rund um die obere zum Sucher gehörende Linse angebrachtes Rad eingestellt.
Auf der Oberseite der Kamera neben dem Sucher befindet sich ein Schieberegler, mit dem man die Entfernung von 2m bis unendlich einstellen kann.
Das Frontblech ist in schwarz, mit silbernen Ornamenten gehalten. Die Schrift ist je nach Modell einheitlich schcwarz oder teilweise rot. Die Belederung ist aus einem Imitat von schwarzem Schlangenleder gemacht. Es gibt auch ein Modell bei dem lässt sich ein Deckel oberhalb des Suchers aufklappen. In diesem Fall kann man dann tatsächlich von einer Pseudo-TLR sprechen.
Die Verschlußgeschwindigkeit dürfte irgendwo zwischen 1/30s und 1/50s liegen. Bei meinen Aufnahmen bin ich von 1/50s ausgegangen und habe die Blende 9 verwendet.
Für die Aufnahmen habe ich einen Kodak Ektachrome E100S mit Ablaufdatum 2004 verwendet. Dieser wurde bei 30 Grad in Cinestill C41 cross-entwickelt. Die Negative wurden gescannt und danach in Gimp weiterbearbeitet.
Eher nebenher habe ich hier mit der Voigtländer Vito B einen Farbfilm der Marke Extrafilm mit ISO 200 zu Ende geknipst. Abgelaufen war der Film bereits 2009. Eigentlich war ich an diesem Vormittag mit der Agfa Synchro Box 600 unterwegs.
Ebenfalls neu war die darauf folgende Farbentwicklung für mich. Tatsächlich war dies der erste Film, den ich mit dem Ready-to Use-Kit von Digibase im C41 Verfahren entwickelt habe. Dementsprechend gespannt war ich auf das Ergebnis.
Die Kamera die zum Einsatz kam war eine Voigtländer Vito B mit einem Color Skopar 1:3,5 / 50mm. Nicht gerade lichtstark, aber durchaus brauchbar.
Die Vito B wurde ab 1954 hergestellt. Es gab zwei Modelle mit diesem Namen, die sich äußerlich vor allem durch die Größe des Suchers und ein diesem Größenunterschied angepasstes Gehäuseoberteil unterscheiden. Die größere Version der beiden Modelle kam ab 1957 in den Handel.
Die Firma Voigtländer wurde bereits 1756 in Wien gegründet und stellte zunächst optische Gerätschaften her. Die spätere Produktion der Objektive und Kameras fand in Braunschweig statt. 1971 meldete das Unternehmen Konkurs an.
Die heute noch erhältlichen Kameras und Objektive, die die Bezeichnung Voigtländer tragen, stammen von der Firma Cosina in Japan, die sich die Namensrechte gesichert hat.
Zurück zur Vito B. Zwei eher außergewöhnliche Dinge springen ins Auge. Ohne eingelegten Film lässt sich die Kamera mit gespanntem Verschluss nicht auslösen. Grund dafür ist, dass beim Filmtransport auch ein kleines Zahnrad mitbewegt wird, welches den Verschluss entriegelt.
Will man die Kamera also ohne Film testen, dann muss man das Gehäuse öffnen und dann, etwa mit dem Fingernagel, das Rädchen manuell drehen, bis der Auslösemechanismus entriegelt wird.
Ebenfalls außergewöhnlich ist das Rückspulen des Films geregelt. Um dieses zu bewerkstelligen muss man einen versteckt am linken Gehäuserand zu findenden Hebel nach hinten ziehen. Daraufhin springt der Knopf zum Rückkurbeln des Films oben aus dem Gehäuse.
Das Color-Skopar kann anscheinend unterschiedlich aufgebaut sein. Das ältere Modell der Vito B, das ich hier getestet habe, erlaubt Blenden von 3,5 bis 16. Diese werden auf dem äußeren Ring eingestellt.
Mit dem mittleren Ring erfolgt die Einstellung der Entfernung zwischen 1 Meter und Unendlich.
Der dritte Ring schließlich dient zur Einstellung der Geschwindigkeit zwischen 1 Sekunde und 1/300s. Eine Langzeitbelichtung ist ebenfalls möglich. Der Verschluß trägt die Bezeichnung Prontor-SVS.
Das neuere Modell, das mir zum Vergleich zur Verfügung steht, zeigt einen anderen Aufbau des Color Skopar Objektivs. Der äußere Ring dient hier der Entfernungseinstellung. Die kleinste Blendenöffnung ist 22. Die Blende wird hier am mittleren Ring eingestellt. Ebenfalls ein Prontor-SVS-Verschluss bildet den Abschluß. Die Geschwindigkeit reicht auch hier von 1 Sekunde bis 1/300s. Außergewöhnlich ist die Kopplung von Verschlusszeit und Blende.
Beide Kameramodelle verfügen über einen Blitzschuh und die Möglichkeit den Blitz auf unterschiedliche Art zu synchronisieren. Die Einstellmöglichkeiten sind V, X und M für den Synchronisationsmodus. Mangels Blitzgerät habe ich diese allerdings nicht ausprobiert.
Nachdem ich den Film entwickelt hatte, habe ich die Negative mit einem „Traveler TV 6500“ Scanner eingescannt. Das Gerät ist schon etwas betagt und die maximal Auflösung nicht gerade berauschend. Aber für meine Testreihe hat es seinen Zweck erfüllt.
Nachbearbeitet habe ich die Bilder dann mit Gimp.
Tja, was soll ich sagen – abgelaufener Film, zum ersten mal selbst entwickelt und dazu noch Lichtleaks – das Ergebnis kann man hier bei den Fotos sehen…
Wer auf der Suche nach einem der Vito B – Modelle von Voigtländer ist, kann natürlich bei eBay fündig werden. Hier werden die Kameras teilweise für wenig Geld gehandelt und es ist nicht ungewöhnlich, dass man ein gut erhaltenes Exemplar für 10 bis 20 Euro findet.
Am vergangenen Wochenende habe ich noch einmal die Zeiss Ikon Ercona zur Hand genommen und habe sie, gefüllt mit einem 120er Kodak Ektar 100 einmal rund um das malerische Moosbronn im nördlichen Schwarzwald geführt.
Das Objektiv, das an meinem Exemplar angebaut ist, ist ja ein Novar Anastigmat, das mir mit einer maximalen Blendenöffnung von 4,5 lichtstark genug erschien, um auch bei weniger guten Lichtverhältnissen im Wald ausreichend belichtete Fotos zu machen.
Für die Entwicklung des Films habe ich das Digibase C41 Kit mit fertigen Arbeitslösungen verwendet. Das war jetzt der zweite Film, den ich mit diesem Kit entwickelt habe, und ich finde, die Ergebnisse werden allmählich besser.
Digitalisiert habe die Negative dann mit Hilfe meiner Pentax K20D. Die Negative wurden dazu auf eine von unten mit dem Tablet beleuchtete Glasscheibe gelegt. Die Digitalkamera war auf ein Stativ montiert.
Als Blende habe ich 5,6 verwendet. Die geringe Schärfentiefe verhindert, dass die Pixelstruktur des Tabletbildschirms auf dem Foto sichtbar wird. Naja, zumindest in der Theorie. Bei meinen Fotos ist nach wie vor das Gitternetz der Tabletoberfläche zu sehen. Vor allem, wenn man die Bilder stark vergrößert.
Alternativ könnte man den Abstand zwischen Negativ und Tablet mehr erhöhen, muss dann aber mit etwas weniger Licht auskommen und dementsprechend länger belichten. Bei mir betrug der Abstand 4 cm.
Umgewandelt und bearbeitet habe ich die Negative danach mit Gimp. Die Resultate sieht man hier im Artikel.
Von den acht Fotos, die möglich gewesen wären, war das erste Bild überhaupt nicht belichtet, offensichtlich hat hier der Verschluss nicht ausgelöst. Das zweite war dann offensichtlich durch Verwacklung so unscharf, dass es als misslungen gelten kann.
Durch Überlappung, weil der Filmtransport eben teilweise nach Gefühl durchgeführt werden muss, sind zwei weitere Fotos nur teilweise brauchbar, und eines ist trotz Doppelbelichtungssperre doppelt belichtet worden.
Alle Fotos hier sind unter Verwendung eines Stativs entstanden.
Fazit: Die Ercona ist wegen der nicht sauber funktionierenden Doppelbelichtungsperre leider nicht so gut zu gebrauchen, wie ich mir das eigentlich wünschen würde. Zumindest gilt das für mein Exemplar.
Die Fotos an sich gefallen mir ganz gut. Die leicht verwaschenen Konturen vor allem mit offener Blende, haben etwas malerisches an sich. Ich werde die Kamera auf jeden Fall noch ein weiteres mal ausprobieren, bevor ich ein abschließendes Urteil fällen werde.
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