Wenn es draußen stürmt und regnet, ist die Lust zum Fotografieren raus zu gehen naturgemäß nicht so groß. Da der Mensch aber Bewegung braucht, habe ich mich deshalb an diesem eher trüben Tag doch aufgemacht, meine Box Tengor zu testen. Auf Motivsuche habe ich mich dafür nicht weit vor die Tür gewagt. Der Karlsruher Schloßpark musst mal wieder ausreichen, um zu sehen, was die alte Boxkamera aus den 40er oder 50er-Jahren zu leisten imstande ist.
Hergestellt wurde Modell 55/2 der Tengor Box wischen 1938 und 1950 von Zeiss. Im Gegensatz zu anderen Boxkameras hat man diesem Gerät ein Goerz Frontar 1:11, ein achromatisches, zweilinsiges Objektiv spendiert, das somit auch Farbfilme verarbeiten kann. Die Brennweite beträgt 105 mm. Der 120er Rollfilm wird dabei im Format 6×9 belichtet.
Ebenfalls ungewöhnlich für eine Boxkamera ist die Möglichkeit die Entfernung einzustellen. Die Fokussierung erfolgt dabei in 3 Stufen. 1 bis 2 Meter für den Nahbereich, 2 bis 8 Meter für Gruppenaufnahmen und 8 Meter bis unendlich für Landschaftsaufnahmen. Dabei werden für die beiden ersten Bereiche entsprechende Nahlinsen hinter die Hauptlinse geschoben.
Die Blende ist eine einfache Lochblende das bei meinem Modell die Blendeneinstellungen 11, 16 und 22 zuläßt. Also eigentlich eine ausgeprägte Schönwetterkamera, je nachdem welchen ISO-Wert man für die Aufnahmen auswählt.
Bei meinem Spaziergang hatte ich einen Fomapan 100 eingelegt. In Verbindung mit dem schlechten Wetter und angesichts einer Verschlusszeit von etwa 1/30s war dies eine akzeptable Wahl. Allerdings musste ich so meistens Blende 11 verwenden und kam nicht in den Genuß auch mal die Blende 22 auszuprobieren.
Da ich bei meinem Spaziergang kein Stativ dabei hatte, wurde alles aus der Hand fotografiert. Dank ihrer Form kann man eine Boxkamera aber auch einfach auf geraden Flächen abstützen oder man setzt sich auf eine Parkbank und stützt die Kamera aufs Knie.
Entwickelt habe ich die Filme dann in Fomadon LQN, ein Entwickler, den ich hier zum ersten mal ausprobiert habe. Ich habe die Standardverdünnung 1+50 und eine Entwicklungszeit von 7:30 Minuten angewandt.
Die Fotos habe ich schließlich mit Durchlichteinheit in Farbe gescannt und mittels der Bildbearbeitung Gimp ins Positiv umgewandelt. Manche wurden danach noch entsättigt, so dass ein Graustufenbild entstand. Diesen Schritt habe ich nicht in jedem Fall durchgeführt, denn mir gefällt der leichte Grünstich, der nach der Farbumkehr zu sehen ist eigentlich ganz gut. Geringfügig habe ich die Fotos im Anschluß noch geschärft.
Als Fazit kann man festhalten, dass die Zeiss Ikon Tengor Box eine am besten ausgestatteten Boxkameras des letzten Jahrhunderts ist und man durchaus auch scharfe Fotos mit ihr machen kann. Neben dem Modell hier gab es später noch das Modell 56/2, dessen Linsensystem mit 1:8 etwas lichtstärker war.
Ich habe etwa 10 Euro für meine Box ausgegeben. Dafür sollte man mit etwas Geduld tatsählich ein funktionstüchtiges Exemplar erhalten. Wer auf der Suche nach einer Tengor-Box ist kann dies über den folgen Link tun.
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Sehr geehrter Herr Schön,
vielen Dank für den Artikel und die schönen Fotos.
Darf ich Fragen stellen?
Ich habe bisher einfache Boxkameras gehabt mit einem Auslösehebel links unten (von vorne betrachtet).
Ist bei der 55/2 der Auslöser der Hebel oben, mit E beschriftet?
Wozu dient der Hebel, der mit T beschriftet ist?
Ich wäre Ihnen für fachmännische Antworten sehr verbunden.
Mit freundlichem Gruß,
Stefan Schweers
Hallo Herr Schweers,
zunächst muss ich mich für die späte Antwort entschuldigen. Ich muss wohl öfters in die Kommentartabelle schauen.
Klar dürfen sie Fragen stellen.
Der Hebel mit dem T ist dazu da zwischen Langzeit und Momentaufnahmen umzuschalten.
Der Hebel mit dem E ist der Auslöser.
Viele Grüße,
Christian Schön