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Kamera: Pouva Start – in Farbe und schwarz-weiß

Vor ein paar Wochen hatte ich hier ja schon einen Artikel über die Pouva Start eingestellt. Dort hatte ich unbemerkt die Langzeitbelichtung eingestellt und so einen ganzen Film verschossen. Inzwischen habe ich gelernt, dass die dabei erzielte Verschlussgeschwindigkeit etwa 1/8s gewesen sein dürfte. Die Ergebnisse waren trotzdem so weit in Ordnung, dass ich mich getraut habe einen entsprechenden Artikel zu veröffentlichen. Hier nachzulesen –> Langzeitbelichtung ohne Stativ

Jetzt aber will ich mich doch noch einmal der Pouva Start im Detail zuwenden.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rappenwörth – Restaurant

Die Pouva Start wurde von Karl Pouva entwickelt und dann im gleichnamigen Werk in Freital, Sachsen hergestellt. Die Produktion lief von 1952 bis 1955. Die Bakelitkamera verfügte über ein herausdrehbares Tubusobjektiv. Die Linse trägt die Bezeichnung Duplar 1:8. Zwei Blendeneinstellungen trüb und sonnig entsprechen in etwa den Blenden 8 und 16.

Die Brennweite des Objektivs beträgt 80mm. Die Belichtungszeit lässt sich auf Zeit oder Moment einstellen. Ersteres dient der Langzeitbelichtung, die zweite Einstellung entspricht einer Verschlußgeschwindigkeit von etwa 1/30.

Eine Möglichkeit die Entfernung einzustellen sucht man vergebens. Der Fixfokus liefert dafür erstaunlich scharfe Fotos. Manchmal.

Zum Einsatz kamen zwei verschiedene Filme. Für die Schwarzweißaufnahmen habe ich einen Fomapan 400 verwendet. Enwickelt wurde in Rodinal – als Standentwicklung. Für die Farbbilder habe ich einen Fujifilm Pro 400H verwendet. Hier habe ich dann das Cinestill C41 2-Bad Kit verwendet, bei 30 Grad.

Obwohl das Objektiv der Pouva Start über zwei Glaslinsen verfügt, kommt es zum Rand hin zu starken Verzeichnungen. Man kann die Pouva Start durchaus als Alternative zur Holga oder Dina ansehen. Vor allem kann man sie für sehr viel weniger Geld bekommen.

Die Pouva Start verwendet 102er Rollfilm und produziert 12 Fotos. Da es keine Belichtungssperre gibt, kann man problemlos Doppelbelichtungen durchführen, absichtlich und unabsichtlich.

Bevor man Fotografieren kann, muss der Objektivtubus herausgedreht werden. Hier sollte man tunlichst auf die Verschluss- und Blendeneinstellung achten, weil diese sich durch das Drehen am Objektivtubus unbeabsichtigt verstellen können.

Ein weiterer Negativpunkt ist die Filmaufnahme. Diese ist leider so locker, dass man den Film am besten nur in absoluter Dunkelheit wechseln sollte. weil sonst mit einer ungewollten Belichtung, zumindest der äußeren Bilder gerechnet werden muss.

Die Pouva Start war eine sehr günstige Kamera und wurde in hohen Stückzahlen hergestellt. Deshalb ist es möglich bei Ebay ein funktionierendes Exemplar für 5 bis 10 Euro zu bekommen.

Langzeitbelichtung ohne Stativ mit der Pouva Start – wird das was?

Die Pouva Start ist eine Mittelformatkamera aus Bakelit, die man wegen des einfachen Verschlusses eigentlich noch zu den Boxkameras rechnen könnte. Ihre Bauform mit dem Tubusobjektiv erinnert aber schon stark an eine moderne Kamera mit echtem Objektiv.

Aber nicht über die Kamera an sich will ich hier sprechen, sondern über eine speziell Knipstechnik: Die Langzeitbelichtung ohne Stativ.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Dazu stellt man die Kamera bei der Belichtungsgeschwindigkeit auf „Zeit“ und fotografiert dann wild darauf los. Einfach den Auslöser drücken und wieder loslassen. Durch die Langzeiteinstellung wird so beim Herunterdrücken des Auslösers der Verschluss geöffnet. Aber anstatt automatisisert wieder zu schließen, bleibt dieser solange geöffnet, bis man den Finger wieder vom Auslöser nimmt. Die Verschlusszeit hängt natürlich stark von deiner eigenen Knipstechnik und Fingertechnik ab, dürfte aber bei normaler Handhabung des Auslösers irgendwo zwischen 1/4s und 1/10s liegen.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Diese gerade noch ohne Stativ handhabbare Geschwindigkeit führt zu bestimmten Charakteristiken der Fotos. Vorausgesetzt man hat eine ruhige Hand, werden statische Objekte relativ scharf angezeigt. Alles was sich aber bewegt aber, wird eine typische Bewegungsunschärfe vorweisen.

Zusätzlich kann man dann noch die Blendenöffnung statt auf „Sonne“, auf „Trüb“ einstellen. In Verbindung mit Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel führt dies zu einer brutalen Überbelichtung der Negative. Vor allem, wenn man gleichzeitig einen Film mit ISO 400 verwendet.

Warum aber will man das so? Nun, zum einen erhält man auf diese Art Fotografien, die den Charme des frühen 20. Jahrhunderts ausstrahlen.

Oder man macht es einfach ausversehen, so wie es mir passiert ist. Ausversehen die Langzitstellung ausgewählt und dann fröhlich drauflosgeknipst.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Für die Aufnahmen in diesem Artikel habe ich Fomapan 400 verwendet. Die Entwicklung wurde in Rodinal 1+25 für 6 Minuten vollzogen.