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Coronet Flashmaster – Bakelitkamera aus Birmingham

Die Firma Coronet mit Sitz im englischen Birmingham war der Hersteller zahlreicher Boxkameras, die ab 1926 in zahlreichen Modellen auf den Markt kamen. Die hier verwendete Coronet Flashmaster wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts produziert.

Es handelt sich um ein technisch sehr einfaches Gerät mit einer festen Meniskuslinse ohne die Möglichkeit, den Abstand einzustellen. Tatsächlich kann an dieser Kamera nichts eingestellt werden. Ja, überhaupt nichts. Man hat weder Einfluss auf die Verschlusszeit noch auf die Blende. Man kann das Bildergebnis nur durch die Wahl des Films und seiner ISO-Zahl beeinflussen. Umso angenehmer war ich von den ersten Ergebnissen überrascht.

Die Kamera mit ihrem kubischen Design macht zunächst einen etwas klobigen Eindruck. Sie ist aus schwarzem Bakelit gefertigt, dem man durch ein feines Rillendesign und abgerundete Kanten versucht hat seine Wuchtigkeit zu nehmen. Die Verzierungen an der Frontseite sind lediglich aufgeklebt. Der einfache Durchsichtsucher thront neben dem silbrig gehaltenen Rad für den Filmtransport auf der Oberseite der Kamera. Ein rotes Folienfenster zur Kontrolle des Filmfortschritts ist zentral in der Mitte der Rückwand angebracht.

Als Film verlangt die Coronet Flashmaster nach einem 120er Rollfilm. Darauf produziert sie dann 12 Negative im Format 6×6.

Die Brennweite der Linse beträgt 70 mm. Die Verschlussgeschwindigkeit liegt bei etwa 1/30 Sekunde möglicherweise auch geringfügig schneller. Die ebenfalls fixe Blende beträgt etwa 13, wie ich nachgemessen habe.

Seitlich befindet sich dann noch der Blitzanschluss, dem die Flashmaster wohl ihren Namen zu verdanken hat. Bis auf diesen Blitzanschluss gleicht sie ansonsten einem anderen Modell, der Coronet Cadet, wie ein Ei dem anderen.

Die Möglichkeit zur Stativmontage und auch der Anschluss für einen Drahtauslöser fehlen.

Leider findet man kaum Informationen über die Coronet Flashmaster. Verwirrend ist auch, dass es anscheinend auch ein Modell mit rundem Objektiv gegeben hat, das ebenfalls den Namen Flashmaster erhalten hat.

Für meinen Test habe ich zunächst einen Isopan 100 in die Kamera eingelegt. Mein Spaziergang führte mich entlang der Alb über die Wiesen im Albtal zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb. Die Fotos entstanden zwischen 12 und 15 Uhr an einem sonnigen Tag im April mit strahlend blauem Himmel.

Für einen 100 ISO Film in Verbindung mit den Werten der Kamera, also f/13 und 1/30s entsprachen die Lichtwerte ziemlich passend einer ausreichenden Belichtung. Deshalb habe ich den Film dann auch mit der normalen Entwicklungszeit in Fomadon LQN entwickelt.

Überrascht war ich dann doch vom Ergebnis. Trotz der einahen Linse war es möglich scharfe Fotos zu erhalten. Zumindest im Zentrum des Bildes. Etwa ein Drittel der Fotos vom Zentrum aus betrachtet, kann man als scharf bezeichnen. Danach beginnen sich die Konturen aufzulösen. An den äußeren Rändern kommt es dann zu Verzerrungen, die den Fotos eine spezifische Anmutung geben.

Überzeugt vom Resultat habe ich dann einige Wochen später einen weiteren Film geopfert. Dieses mal sollte es ein Kodak Ektar sein. Über eine Korrektur für Farbfilme verfügt die CoronetFlashmaster natürlich nicht (nehme ich an), um so gespannter war ich auf das Ergebnis.

Beim Probelauf war das Wetter nicht ganz so günstig. Zwar schien an diesem Tag im Mai ebenfalls die Sonne, aber vereinzelte Wolken schoben sich ab und zu davor. Die Uhrzeit bei diesen Fotos war etwa gegen 12 Uhr mittags.

Den Kodak Ektar 100 habe ich dann schließlich standardmäßig mit dem Compard Digibase C41-Kit entwickelt.

Die S&W-Negative vom Isopan 100 wurden auf dem Epson Perfection V39 mittels selbstgebastelter Tablet-Durchlichteinheit gescannt. Die Negative vom Kodak Ektar habe ich zwischen zwei Glasplatten geklemmt und mittels Tablet durchleuchtet.

Dabei waren die Glasplatten etwa 10 cm vom Tablet entfernt, um zu verhindern dass sich die Struktur des Tabletdisplays ungünstig bemerkbar macht. Dann wurden die Negative mit Hilfe der Pentax K20D abfotografiert.

Coronet-Kameras scheinen bei Sammlern beliebt zu sein, sie tauchen nicht ganz so häufig bei eBay auf und sind dann auch noch mäßig teuer, wie ich finde. Mit etwas Glück kann man eine Flashmaster, oder eines der anderen Modelle für 10 bis 20 Euro erstehen.

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Indo Sport-Fex – Bakelit aus Frankreich

Diese Bakelitkamera mit dem außergewöhnlichen geriffelten Design und der extravaganten Form wurde zwischen 1957 und 1970 von der Firma Indo Fex in Lyon in Frankreich hergestellt. Sie war wohl sehr beliebt und gleichzeitig von guter Qualität, so dass man heute noch günstige Exemplare bei Ebay ergattern kann. Besucht man das französische Ebay, dann sieht man, dass die Indo Fex Kameras häufig angeboten werden, wegen der hohen Versandkosten empfiehlt sich dann aber ein Kauf nur bedingt. In Deutschland andererseits kann man eine Indo Fex durchaus für 5 bis 20 Euro erhalten. Wenn man Glück hat…

Die Indo Sport-Fex eine Bakelitkamera für 620er-Film im Format 6×9

Die Indo Sport-Fex belichtet Rollfilme im Format 6×9, verlangt aber 620er Rollfilm, der heute leider nicht mehr hergestellt wird. Das ist an und für sich kein Problem, denn 620er und der gebräuchliche 120er Rollfilm haben die gleichen Maße. Leider aber nicht die Spulen. Um die Kamera testen zu können habe ich mir deshalb eine zugegeben etwas frickelige Methode ausgedacht.

Zum Glück war eine leere Spule zur Aufnahme des Films in der Kamera vorhanden.

Hochhäuser – von der Taunusanlage in Frankfurt aus gesehen Indo Sport-Fex – Fomapan 100

120er Film in der 620er-Kamera verwenden

Anstatt am Film die 120er Spule abzufeilen, wie man das in Anleitungen im Internet findet, habe ich den Film einfach im Dunkelsack abgespult, die Spule entfernt und dann den Film ohne Spule wieder zusammengerollt. Dann habe ich den Film in die Kamera eingelegt, wobei ein auf der Filmseite durchgängiger Metallstab gute Hilfe geleistet hat, um den Film korrekt zu fixieren. Nachdem ich dann den Anfang des Films in der Aufnahmespule eingefädelt hatte und die Kamera korrekt verschlossen war, konnte es losgehen.

Alle Filmbefestigungsaktivitäten habe ich natürlich im Dunkelsack durchgeführt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall den Vorgang einmal mit einem alten Papierstreifen oder einem misslungenen Film bei Tageslicht durchzuspielen.

Auffällig ist, das die Rückwand und auch die Filmführung, die man tunlichst treffen sollte beim Filmeinlegen, gekrümmt sind, was Verzerrungen, wie sie bei einfachen Meniskuslinsen auftreten entgegen wirken soll. Ähnliches sieht man bei der AGFA Clack.

Auf dem Foto nicht so gut zu sehen – Rückwand und Filmführung sind leicht gekrümmt, um die Verzerrung der Meniskus-Linse auszugleichen

Über die inneren Werte der Kamera kann man nicht viel sagen. Das Objektiv lässt sich herausziehen und bietet neben der Dauerbelichtung „Pose“ noch die Option „Inst“ an, die man für Momentaufnahmen verwenden muss.

Das kann nun alles mögliche bedeuten. Das Internet hüllt sich bezüglich des Verschlusse und der Blende und in Schweigen. Die Kamera erlaubt zwei Blendeneinstellungen, die mit den französischen Begriffen „intense“ und „normal“ gekennzeichnet sind.

In der Taunusanlage in Frankfurt

Bei anderen Indo Fex Kameras weiß man, dass es sich dabei um die Blenden 11 und 17 handelt. Ob das hier ebenfalls so ist? Keine Ahnung, es würde mich aber nicht wundern.

Die Geschwindigkeit des Verschlusses schätze ich auf jeden Fall auf näher an 1/60s als an 1/30s. Möglicherweise liegt er bei 1/50s – getestet nach Augenschein und Gehör.

Die Brennweite ist mit etwa 9,5 cm etwas weitwinkliger, als man das von anderen 6×9 Kameras gewöhnt ist.

Frankfurt – alt und modern – bei hochkantigen Fotos sind natürlich die oberen und unteren Ränder von der Verzerrung der Linse am stärksten betroffen – Indo Sport-Fex – Fomapan 100

Ich könnte mir vorstellen, dass die Kamera zu ihrer Zeit zur Dokumentation sportlicher Aktivitäten bei sehr guten bis grellen Lichtverhältnissen, etwa im Schnee, geeignet war. Mangels Schnee kann ich diese Theorie leider nicht überprüfen.

Für meine Testfotos habe ich einen Fomapan 100 verwendet und diesen nachher 7 Minuten lang in Fomadon LQN entwickelt. Da nur 3 der Fotos vorzeigbare Ergebnisse liefern, lässt sich über die Qualität der Bilder nicht viel sagen. Die Fotos, die hier entstanden sind, haben aber schon ihren ganz eigenen Flair. Ich werde die Kamera noch einmal mit einem empfindlicheren Film oder bei sehr viel besseren Lichtverhältnissen ausprobieren müssen, um ein genaueres Resultat vorzuweisen.

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