Archiv der Kategorie: Kameras

Alte Kameras, die ich bei Wanderungen dabei hatte und getestet habe. Hier findest du Beschreibungen der Kameras und Beispielfotos.

Kamera: Druopta Pionyr II mit Kodak Ektachrome 160

So, noch eine Cross-Entwicklung eines alten Diafilms mittel C41-Verfahrens. Diesmal musste ein Kodak Ektachrome 160, dessen Haltbarkeitsdatum im September 1990 überschritten wurde, dran glauben. Belichtet wurde der Film mit einer Dufa Pionyr aus der ehemaligen Tschecheslowakai (CSSR).

Hergestellt wurde die Kamera ab 1946 zunächst von der Firma Camera Zavody. Diese wurde verstaatlicht und bekam den Namen Dufa. Ab 1950 wurd die Produktion dann von der Genossenschaft Druopta Praha fortgesetzt. Die Pionyr II wurde ab 1957 produziert.

Druopta Pionyr – Entfernungseinstellung

Die Pionyr II ist ein Klon der französischen Photax von Boyer. Sie unterscheidet sich hier vor allem durch das kleinere Negativformat. Die Photax war für 6×9 cm große Negative konzipiert. Die Pionyr hingegen lässt sich wahlweise mit 6×6 für 12 Aufnahmen oder 6×4,5 für 16 Aufnahmen im Hochformat betreiben. Für das kleinere Format benötigt man die wohl ursprünglich mit der Kamera mitgelieferte Einlegemaske. Der Filmboden ist gewölbt, um Verzeichnungen an den Rändern zu rechts und links zu vermindern.

Druopta – Pionyr II – Ektachrome 160 – Doppelbelichtung

Es ist unschwer zu erkennen, dass die Kamera aus schwarzem Bakelit hergestellt wurde. Für den Gebrauch muss das Tubusobjektiv herausgedreht werden. Dabei wird auch eine grobe und außergewöhnlich komplizierte Entfernungseinstellung vorgenommen.

Druopta-PionyrII-Ektachrome160-Burg

An der Grunplatte des Objektivs sind 4 Symbole angebracht und am Tubus finden sich 2 farbige Punkte (gelb und blau). Der gelbe Punkt gilt für die beiden Fernsymbole, der blaue Punkt entsprechend für die Symbole im Nahbereich. Bringt man die Punkte mit den Symbolen in Deckung, dann hat man die entsprechende Entfernung eingestellt. Das macht sich auch durch ein leichtes Knacksen und Einrasten des Tubus an dieser Stelle bemerkbar. Es gibt die Kamera anscheinend auch ohne die Symbole. In diesem Fall wird das Knacksen gerne fälschlicherweise als Defekt angenommen.

Druopta-PionyrII-Ektachrome160-Doppelbelichtung Holunder

Mit M und T läßt sich an meiner Kamera zwischen der Langezeitbelichtung und der normalen Kurzeitbelichtung wechseln. T steht dabei für die Langzeit. Andere Modelle erlauben die Wahl zwischen 1/25, 1/100 und B. Ein herausziehbarer Metallhaken an der Seite des Tubus erlaubt es eine Belichtungssperre einzustellen. Die Beschriftung hier lautet Z und O.

Druopta – Pionyr II – Ektachrome 160 – Blätterdach

Zu guter letzt lässt sich natürlich noch die Blende einstellen und zwar hat man hier die Wahl zwischen groß und klein, beschriftet mit den vielsagenden Zahlen 1 (groß) und 2 (klein). Mehr Informationen zur Blende lassen sich im Internet auch nicht finden. Deshalb bin ich bei meinen Fotoversuchen von folgenden angenommenen Werten ausgegangen: Stufe 1 könnte einer Blende von 11 entsprechen, Stufe 2 dann eventuell einer Blende von 16. Bei der Geschwindigkeit bin ich dann von 1/50s ausgegangen. Es könnte aber sein, dass der Wert deutlich näher an 1/100s liegt.

Druopta-PionyrII-Ektachrome160-Felsen (2)

Da es sich bei der Linse der Pionyr um einen Achromaten handelt, fiel meine Wahl entsprechend auf einen Farbfilm. Wie oben erwähnt, habe ich einen Kodak Ektachrome 160 mit Ablaufdatum in 1990 verwendet. Dieser wurde dann in Cinestill Cs41 cross-entwickelt.

Druopta-Pionyr II-Ektachrome160-Schloss Favorite (Rückseite) – sehr verschwommen

Sofern ich die Entfernung richtig eingestellt hatte, wurden die Fotos recht angenehm gut. Auffällig ist die teils auftretende Rotstichigkeit am oberen und unteren Rand der Bilder.

Wer selber nach einer Pionyr Ausschau halten will kann leicht bei Ebay fündig werden. Aktuell kann man so eine Kamera noch für 5 bis 10 Euro erstehen.

Druopta-PionyrII-Ektachrome160-Felsen

Beim Film ist wie immer Vorsicht geboten. Filme, selbst wenn sie uralt sind, werden bei Ebay teils zu horrenden Summen angeboten. Meine Richtpreis für einen abgelaufenen Film sind etwa 50% vom Neupreis eines aktuellen, vergleichbaren Films. Also aktuell etwa 3 bis 6 Euro. Das ist teuer genug und mehr sollte ein alter, abgelaufener Film nicht kosten. Zumal man ja nie weiß, wie der Film im Lauf der Jahre tatsächlich gelagert war.

Hier noch ein paar Fotos auf einem Fomapan 100, entwickelt in Rodinal 1:100 Standentwicklung.

Pionyr-Fomapan100-Feld
Pionyr-Fomapan100-Maisacker
Pionyr-Fomapan100-Zahnräder am Wehr

Kamera: Seagull 4A – Chinesische Möwe mit Kodak Portra 160 und Fomapan 100

Böse Zungen behaupten die Seagull wäre kaum besser als die Holga. Andere wiederum halten sie für eine Kopie der Rolleiflex und dieser ebenbürtig.
Zufällig besitze ich eine Holga und so kann ich problemlos die erste Theorie ins Reich der Fabeln verweisen. Dies kann jeder auch an den Fotos weiter unten erkennen. Zur Theorie Nummer 2: Ob die Seagull 4Aqualitativ an die Rolleiflex herankommt, kann ich nicht sagen, denn ich besitze keine. Ich kann aber nichts sehen, was man an der Seagull 4a noch verbessern könnte. Mal abgesehen von einem lichtstärkeren Objektiv vielleicht.

Kamera: Seagull 4A

Ich kann aber eines sagen. Ich bin mit meiner mittlerweile zweiten Seagull außerordentlich zufrieden und nehme sie zur Hand, wenn ich Fotos guter Qualität benötige. Meine erste Seagull 4a besaß ich in den 90er Jahre. Leider habe ich sie damals zugunsten einer Kleinbildkamera verkauft. Vor einiger Zeit konnte ich aber ein wunderbar erhaltenes Exemplar bei Ebay erstehen.

Der Kaiserdom in Speyer – Blick über das Dach, im Hintergrund der Rhein – Seagull 4A – Kodak Portra

Ob ich jetzt einfach Glück hatte mit meinen Seagull-Exemplaren, oder ob das der Normalzustand ist, kann ich leider nicht sagen.

Der Kaiserdom in Speyer – Blick auf das Stadthaus – Seagull 4A – Kodak Portra

Die Seagull ist eine TLR-Kamera aus dem fernen Shanghai in China durch die Shanghai Seagull Camera Ltd. Diese Firma ist die älteste Kameraproduzent in China und existiert auch heute noch. Die Produktion der Seagullmodelle begann 1967. Die der 4A kam ein Jahr später ab 1968 auf den Markt. Sie verwendet 120er Rollfilm und produziert Negative im Format 6×6.

Der Dom in Speyer – Hauptportal – Seagull 4A – Kodak Portra

Eine besondere Eigenschaft der Seagull 4A Modelle ist der Spannhebel zum Weitertransportieren des Films und gleichzeitig zum Spannen des Verschlusses. Neben den verschiedenen 4A Modellen gab es noch die Typen 4B, 4C und 4 ohne Zusatz. Nur die 4A besitzt den Spannhebel. Eine Vorschubkontrolle über ein rotes Sichtfenster ist hier nicht nötig und auch der Verschluss wird automatisch gespannt.

Speyer – Der Pilger vor der Dreifaltigkeitskirche – Seagull 4A – Kodak Portra

Im Internet findet man den Hinweis, dass es sich bei den 4A-Modellen tatsäclich um die professionelleren Kameras handelt, während 4B und 4C abgespeckte Varianten ware, ähnlich wie Rolleiflex und Rolleicord.

Speyer – Das Altpörtel – Seagull 4A – Kodak Portra

Dieser Spannhebel funktioniert bei meiner Kamera einwandfrei und hat auch bei der ersten Seagull, die ich hatte, ohne Murren seinen Dienst verrichtet. Bei allen anderen Modellen der Seagull muss der Film über ein Rad weitertransportiert werden. Hier ist es dann nicht nur notwendig den Filmvorschub im Rotfenster zu kontrollieren, sondern man muss auch noch nachträglich den Verschluß manuell spannen. Allerdings können die 4B und 4C etwas, was die 4A nicht kann. Mittels Maske kann man bei diesen Modellen auch im Format 6×4,5 fotografieren.

Balkon 1 -Seagull 4A – Fomapan 100

Die Geschwindigkeiten des Verschlusses gehen von 1s bis 1/300s. Die Möglichkeit für Langzeitbelichtungen ist natürlich vorhanden, ebenso ein Stativgewinde.

Monstera – Seagull 4A – Fomapan 100

Wie zu erwarten besitzt die Seagull zwei Objektive. Die Aufnahmen werden über ein Haiou SA-85 getätigt. Dieses hat eine maximal Blendenöffnung von 3,5. Die obere Linse dient zum Scharfstellen. Nur bei der Seagull 4a ist hier eine Linse mit einer Blendenöffnung von 2,8 verbaut. Dies gibt ein besonders helles Bild auf der Mattscheibe im Lichtschacht. Die anderen Modelle haben nur eine Blendenöffnung von 3,5. Die Brennweite aller Linsen ist 75mm.

Hinterhof – Seagull 4A – Fomapan 100

In der Modellreihe Seagull 4A gab es noch weitere Typen die als 4A-103, bis 4A-109 bezeichnet wurden. Ich konnte im Internet nur die Information finden, dass die 4A-109 1/500s als Verschlusszeit bietet. Was die anderen Typen angeht, kann ich keinen Unterschied zu meiner Kamera entdecken.

Für die Fotos in diesem Beitrag habe ich Kodak Portra 100 in Cinestill CS41s entwcikelt. Die Schwarzweiß-Bilder entsanden auf einem Fomapan100 mit Rodinal.

Es gibt eine englische Variante der Website der Firma Shanghai Seagull Digital Camera Co. LTD http://www.seagull-digital.com/ es werden immer noch TLR-Kameras produziert, allerdings sind das Digitalkameras.

Fall du selber auf der Suche nach einer Seagull 4A sein solltest, dann kannst du jetzt direkt über den folgenden Affiliatelink einen Blick auf das aktuelle Angebot bei Ebay werfen.

Kamera: Braun Paxina mit Agfachrome RSX II 100 – cross-developed

Die Braun Paxina, die ich hier auf meinem Spaziergang dabei hatte, wurde zwischen 1950 und 1954 von der Firma Braun in Nürnberg hergestellt. Auffällig an dieser Kamera ist der Tubus mit quadratischem Querschnitt, auf dem das Objekt befestigt ist. Diesen muss man vor der Benutzung herausziehen. Erst dann sieht man den an der Frontplatte angebrachten Auslöser.

Kamera: Braun Paxina

Obwohl auch die Braun Paxina von der Form her an eine Sucherkamera erinnert, ist ihre Verwndschaft zu den Boxkameras aber doch nicht zu übersehen.

Getreidehalme vor Mohnfeld – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Zunächst einmal bietet sie nur drei Verschlußgeschwindigkeiten, die sich mittels eines Schiebers an der Vorderseite einstellen lassen. Neben der obligatorischen Bulbeinstellung B für Langzeitbelichtungen, gibt es noch 1/30s und 1/100s.

Entwässerungsgraben bei Stutensse – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Ebenfalls mit Hilfe eines Schiebers lässt sich die Blendenöffnung regulieren. 7.7, 11 und 22 sind die Einstellmöglichkeiten des Paxanar genannten Objektivs. Es handelt sich hierbei um einen Achromaten.

Mohnfeld bei Karlsruhe – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Auch die Entfernung lässt sich einstellen. Obwohl dies stufenlos funktioniert, sind hier an den beiden äußeren Punkten der Entfernungsskala zwei Werte angebracht. Zum einen von 1-3 Meter und zum anderen für die Distanz 3 Meter bis unendlich. Was das für die Zwischenwerte zu bedeuten hat ist schleierhaft. Auch ob die Schärfentiefe hier für alle Blendengrößen gelten soll. Ich tat mich auf jeden Fall schwer damit im Nahbereich unter 3 Metern ein scharfes Bild zu erhalten.

Feldweg und Feld – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Fast wichtiger als die Kamera war bei diesem Spaziergang der von mir verwendete Film. Ich habe hier einen im Jahre 2005 abgelaufenen Agfachrome RSX II 100 in die Paxina eingelegt. Entwickelt habe ich den E6-Diafilm dann schließlich in Cinestill Cs41, bei 39 Grad. Die Farbverschiebungen, die dabei auftraten sind jetzt nicht so spektakulär, wie dies bei einem Kodachrome gewesen wäre. Die roten Elemente der Mohnfelder zeigen auf jeden Fall eine angenehm kräftige Sättigung.

Klatschmohn – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Die Braun Paxina wurde in verschiedenen Modellen hergestellt. Neben dem hier vorgestellten ursprünglichen Modell, gab es noch mehre Modelle mit rundem Tubus, die sich dann durch das Linsensystem und den Verschluß voneinander unterschieden. Das Spitzenmodell war die Paxina 29 mit einem Objektiv der Marke Steinar und einer maximalen Blendenöffnung von 2.9. Dieses Modell war mit einem Prontor SVS-Verschluß ausgestattet.

Verblühte Echinacea – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Hier noch zwei Affiliatelinks, für diejenigen, die sich selber eine Braun Paxina zulegen wollen, oder die gerne mal den Agfachrome RSX II ausprobieren wollen.

— > Bei Ebay nach einer Braun Paxina suchen.

–> Bei Ebay nach einem Agfachrome RSX II 100 suchen.

Die einfachere Bauart der Kamera kann man durchaus für 10 Euro ergattern. Vorsicht beim Film. Hier werden bei Ebay fast durchweg Mondpreise verlangt. Am besten ist es das Angebot über einen längeren Zeitraum zu beobachten, bevor man sich zu einem Kauf entschließt.

Figur auf dem alten Friedhof in Karlsruhe – Braun Paxina – Agfachrome RSX II 100

Kamera: Bilora Bella 66-3, mit Kodak Ektachrome E100VS – cross-entwickelt

Frühling ist auch Farbfilmzeit, dachte ich mir als ich loszog, um die höchste Erhebung im Landkreis Karlsruhe zu erklimmen. Und so lud ich einen Kodak Ektachrome E100VS in die Bilora Bella 66 und machte mich auf den Weg ins beschauliche Moosbronn. Nicht weit weg von dort findet sich der Mahlberg mit einem auf seinem Gipfel errichteten Aussichtsturm als beliebtem Ausflugsziel.

Bilora Bella 66 – 3

Mit 612 Metern ist der Berg wahrlich kein Gigant. Vor allem wenn man bedenkt, dass Moosbronn selber auf etwa 450 m ü.N. liegt. Knapp 30 Minuten benötigt man, um nach oben zu gelangen. Man wird, nachdem man auch noch den Aussichtsturm hinaufgestiegen ist, von eine hübschen Rundumsicht über den Schwarzwald und die hier angrenzenden Täler belohnt. Im Süden das Murgtal, im Norden das Moosalbtal und im Westen das Rheintal.

Als Kamera zum Einsatz kam die Bilora Bella 66 – 3. Der Form nach handelt es sich hier zwar um eine normale Sucherkamera mit Objektiv. Aber Linse und Verschluss ähneln doch stark dem, was man von einfachen Boxkameras gewohnt ist und so ordne ich die Bilora Bella 66 auch dort ein.

Hergestellt wurde die Kamera zwischen 1959 und 1960 von der Firma Bilora in Radevormwald. Tatsächlich musste ich da zunächst Wikipedia bemühen, um den Gründungsort der Bilora GmbH zu finden. Nur zur Info – Radevormwald ist keine sächsische Kleinstadt im Erzgebirge, sondern ein Ort im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Regierungsbezirk Köln. Wieder was gelernt…

Bei der Linse handelt es sich um einen Achromaten, der von der Firma Rodenstock hergestellt wurde. Die Brennweite dürfte 70 mm betragen, zumindest findet man diesen Wert im Internet. Neben der Einstellung B für Langzeitbelichtungen, bietet der Verschluß noch die Geschwindigkeiten 1/100s und 1/50s. Die Blende lässt sich auf die Werte 8 und 16 festlegen.

Die Kamera produziert Negative im Format 6×6 cm. Der Filmfortschritt lässt sich in einem kleinen Sichtfenster auf der Rückseite ablesen. Weitergespult wird mit dem Rad auf der linken Oberseite.

Bei dem von mir verwendeten Kodak Ektachrome E100VS handelt es sich um einen Diafilm, dessen Produktion 2012 eingestellt wurde. Mein Exmplar ist noch ein bischen älter und bereits im Jahr 2004 abgelaufen. Das VS im Namen steht für „Vivid Saturation.“ Cross-entwickelt habe ich den Film hinterher in Cinestill CS41 bei 39 Grad.

Die Überraschung nach dem Scannen war groß. „Vivid Saturation“ – Lebendige Sättigung – besser kann man es nicht ausdrücken. Grüner als grün kamen die Bilder aus dem Scanner. Dort wo besonders viel Licht zu einer Überbelichtung geführt hat, ändert sich der Farbton von Grün nach Gelb.Die Bilder sind ausreichend scharf, vor allem wenn es mir gelang die Entfernung richtig einzuschätzen.

Alles in allem sind sowohl die Kamera Bilora Bella 66 und auch der Film keine schlechte Wahl. Wer eins von beidem be Ebay suchen mag, der kann sich der beiden nachfolgenden Affiliate-Links bedienen:
–> Auf Ebay nach einer Bilora Bella 66 suchen (so ab 10 Euro, es gibt verschiedene Modelle der Kamera, die auch unterschiedlich ausgestattet sind
–> Auf Ebay nach einem Kodak Ektachrome E100VS suchen (Achtung! Häufig extrem überteuert)

Kamera: Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H

Inzwischen habe ich es mir angewöhnt die alten Rollfilmkameras, nachdem der Film belichtet ist, im Dunkelsack zu öffnen. Das vermindert ungewollte Belichtungen des Films ganz gewaltig. Auch bei der Certo Certina habe ich das so gemacht. Zum Glück! Trotz zweier Metallführungen neben den Spulen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass der Film straff gewickelt wird, war dieser bei der Überprüfung in der Dunkelheit extrem locker aufgewickelt.

Certo Certina

Der Durchmesser der Rolle war deutlich größer als im unbenutzten Zustand. Dazu kommt, dass der Fujifilm Pro 400 H nicht gerade zu den billigen Filmen zählt, seit Fuji die Produktion vor wenigen Wochen eingestellt hat. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Zum Glück konnte ich noch ein paar Rollen zum alten Preis ergattern. Und ich beschloss einen davon mit der Certo Certina zu verschießen.

Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H, entwickelt mit Cinestill CS41 — Die Rotunde am Vierordtbad in Karlsruhe

Am Rest der Kamera kann man nichts aussetzen. Besonders hervorzuheben ist der Vorspulhebel. Den gibt es nämlich bei anderen Boxkameras dieser Preisklasse nicht. Normalerweise hat man das obligatorische Rädchen auf der Oberseite der Kamera, um den Film weiterzuspulen. Die Kamera hat zwei Sichtfenster für den Filmvorschub und bietet so die Möglichkeit quadratische Negative mit den Maßen 6×6 oder 4×4 zu erzeugen. Für das kleinere Format benötigt man allerdings eine Maske, die bei meinem Gerät nicht dabei war. Die spätere Entwicklung habe ich dann mit dem Cinestill Kit CS41 bei echten 39 Grad durchgeführt.

Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H, entwickelt mit Cinestill CS41 — Brunnen vor der Rotunde am Vierordtbad in Karlsruhe

Mit dem Hebel lässt sich jetzt der Film vorwärts transportieren, was man im Sichtfenster allerdings kontrollieren muss. Denn zumindest beim 6x6_Format ist es nicht einfach ein einzelner Spannvorgang den man verwenden muss, sondern etwa anderthalb. Kompliziert? Nein, in der Praxis alles halb so schlimm. Ober Spannhebel bei 4×4 großen Negativen exakt arbeiten würde habe ich wegen der fehlenden Negativmaske leider nicht ausprobieren können.

Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H, entwickelt mit Cinestill CS41 — Brunnen und Figurengruppe im Nymphenpark in Karlsruhe

Obwohl die Certo Certina dank ihrer Form und dem Spannhebel an eine normale Sucherkamera erinnert, ordne ich das Gerät wegen ihrer anderen Eigenschaften zu den Boxkameras.

Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H, entwickelt mit Cinestill CS41 — Im Nymphengarten in Karlsruhe

Neben der Möglichkeit Langzeitaufnahmen zu produzieren, bietet der Einfachverschluss eine Geschwindigkeit von 1/60s für „Momentaufnahmen“ an. Beim Objektiv handelt es sich um eine Linse mit der Bezeichnung Certo Achromat. Sie hat eine Brennweite von 75 mm und bietet zwei Blenden an, 8 und 11. Die Filmfläche der Certo Certina ist gewölbt, was sich auf die Bildqualität an den seitlichen Rändern auswirken dürfte.

Certo Certina mit Fujifilm Pro 400 H, entwickelt mit Cinestill CS41 — Blick auf das Vierordtbad in Karlsruhe

Die Entfernung kann stufenlos eingestellt werden. Die drei üblichen Symbole, ein Männlein, drei Männlein und ein Berg erleichtern dies. Man kann allerdings auch eine von 1,5 m bis unendlich reichende Skala zurückgreifen. Eine Doppelbelichtungssperre und ein auf dem Sucher angebrachter Blitzschuh runden das Featureset der Certo Certina ab. Letzeren habe ich allerdings nicht ausprobiert.

Hergestellt wurde die Certo Certina von der Certo Camerawerk GmbH in Dresden in der ehemaligen DDR ab 1965. Um Gewicht zu sparen wurde die Certina aus überwiegend Plastik mit Metallanteilen gebaut.

Man kann die Certo Certina in jedem Fall als vollwertigen Ersatz für eine Holga oder Diana ansehen. Wer Interesse hat, kann sich eine Exemplar für wenige Euro bei Ebay ersteigern. Hier ein Link dazu: –> Certo Certina bei Ebay suchen

Kamera: Bilora Bonita 66 am Rhein mit Ektachrome 100 cross-entwickelt

Die Bilora Bonita 66 ist ein echter Hingucker. Bei dieser Boxkamera hat sich der Designer echte Mühe gegeben und auch in technischer Hinsicht haben sich die Ingenieure ein paar Besonderheiten einfallen lassen.

Bilora Bonita 66

Neben der für Boxkameras seltenen Entfernungseinstellung, gibt es bei der Bilora Bonita 66 eine Spannvorrichtung für den Verschluß. Anders als bei Boxkameras üblich, wird der Verschluß auf diese Art nicht direkt betätigt sondern ausgelöst. Dadurch kann die Kamera sehr viel einfacher verwacklungsfrei gehandhabt werden.

Das Milchhäusle in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Die Bilora Bonita verwendet 120er Rollfilme und erzeugt Negative im Format 6×6. Gebaut wurde sie von 1951 bis 1958. Der auf der Oberseite mittig angebrachte große Brilliantsucher verleiht der Kamera den Anschein einer TLR Kamera. Die möglichen Blendenöffnungen 9,11 und 16 werden mit einem rund um die obere zum Sucher gehörende Linse angebrachtes Rad eingestellt.

Altrheinarm in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Auf der Oberseite der Kamera neben dem Sucher befindet sich ein Schieberegler, mit dem man die Entfernung von 2m bis unendlich einstellen kann.

Überschwemmte Uferzone in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Das Frontblech ist in schwarz, mit silbernen Ornamenten gehalten. Die Schrift ist je nach Modell einheitlich schcwarz oder teilweise rot. Die Belederung ist aus einem Imitat von schwarzem Schlangenleder gemacht. Es gibt auch ein Modell bei dem lässt sich ein Deckel oberhalb des Suchers aufklappen. In diesem Fall kann man dann tatsächlich von einer Pseudo-TLR sprechen.

Hochwasser in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Die Verschlußgeschwindigkeit dürfte irgendwo zwischen 1/30s und 1/50s liegen. Bei meinen Aufnahmen bin ich von 1/50s ausgegangen und habe die Blende 9 verwendet.

Gefällter Baum in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Für die Aufnahmen habe ich einen Kodak Ektachrome E100S mit Ablaufdatum 2004 verwendet. Dieser wurde bei 30 Grad in Cinestill C41 cross-entwickelt. Die Negative wurden gescannt und danach in Gimp weiterbearbeitet.

Baumstamm in Rappenwörth am Rhein – Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Wer sich selber nach einer Bilora Bonita umschauen will, kann dies bei Ebay tun. Mit etwas Glück kann man hier schon ab 10 Euro ein Exemplar bekommen.
>>> Bei Ebay nach einer Bilora Bonita 66 suchen (Affiliate Link).

Kanufahrer auf dem Rhein bei Rappenwörth, Wasserstand ist extrem hoch. Bilora Bonita 66 mit Ektachrome 100 – cross-entwickelt

Kamera: Holga 120 Pan – Panoramakamera für wenig Geld

Wie eine überdimensionierte Holga 120N kommt die Panoramavariante der Holga daher. Mit einer Breite der Rückwand von kanpp 20 cm gehört sie zu den eher auffälligen Kameras. Hängt man sich das gute Stück um den Hals, dann darf man sich über die erstaunten oder mitleidigen Blicke seiner Zeitgenossen nicht wundern. Und bei einer Brennweite von 9 cm ist sie auch nach vorne hin reichlich ausladend. Nein, unauffällig ist sie nicht. Dafür ist sie leicht. Denn genau wie ihre kleine Schwester, ist die Holga 120Pan vollständig aus Plastik konstruiert.

Wie der Name uns verrät, ist die Holga 120 Pan dafür gedacht Panoramabilder auf 120er Rollfilm zu erstellen. Und zwar genau 6 Stück passen auf den Film. Das Format, das man dabei erhält ist 6×12 cm. Man beachte, dass man beim vorwärtsspulen immer 2 Bilder weiter spult. Man beginnt also bei 1, knipst und spult dann bis Bild 3, bevor man das nächste mal abdrückt. Sonst bekommt man anstatt der 6 hübschen Panoramabilder eine lange Kette sich vollständig überlappender Doppelbelichtungen. Für ein Experiment ist das natürlich ein interessanter Ansatz, aber normalerweise nicht gewollt.

Tja was sonst lässt sich sagen zur Holga 120Pan. Der Federverschluss scheint identisch zu sein zur kleinen Holga. Etwa 1/100s muss man beim Fotografieren einrechnen. Bulbmodus geht auch. Die Blenden werden vom Hersteller mit f8 und f11 angegeben. Es würde mich aber nicht wundern, wenn diese Werte in der Realität stark abweichen würden. Sonne und Wolken, also schönes und schlechtes Wetter kann man hier auswählen. Bei meinen Fotos auf Fomapan 400 habe ich durchgängig die Schlechtwettervariante verwendet.

Die Entfernungseinstellung kann stufenlos erfolgen. Die üblichen vier Symbole – ein Männlein, drei Männlein, viele Männlein und Berg erleichtern einem die Bedienung.

Der Sucher ist gut und ausreichend dimensioniert. Zwei Striche auf der Oberseite der Kamera verdeutlichen, welcher Bildwinkel gerade erfasst wird. Ich habe es nachgemessen. Es sind 120 Grad, die hier angezeigt werden.

Damit man die Kamera auch schön waagerecht hält, hat man der Holga 120Pan noch eine Wasserwaage spendeirt. Die Libelle ist oben auf der linken Seite angebracht und dürfte vor allem in Verbindung mit einem Stativ einen Sinn machen. Ein passendes Stativgewinde ist vorhanden. Leider verfügt auch die Holga 120Pan nicht über die Möglichkeit einen Fernauslöser anzuschließen. Man muss also auch hier auf die Angebote von Drittherstellern zurückgreifen.

Dafür gibt es eine Maske die es erlaubt 35mm Film zu verwenden. Habe es nicht probiert und kann dazu nichts sagen. Außerdem gibt es auf der Oberseite zwei Blitzschuhe. Wer also mit Kunstlicht in Verbindung mit Panoramabildern experimentieren will, der kann loslegen.

Ob die Holga 120Pan die selben Probleme mit Lichtleaks hat, kann ich nicht sagen. Ich habe sie vorsorglich genauso abgeklebt, wie ich dies mit der kleinen Holga getan hätte und hatte dementsprechend auch keinen Lichteinfall zu beklagen.

Nun zur Bildqualität der Holga 120 Pan. Diese ist überraschend gut. Natürlich habe wir auch hier zu den Rändern hin die holgatypische Verzeichnung und Verzerrung. Der scharf dargestellte Bereich scheint mir bei der Panoramaholga allerdings deutlich größer zu sein, als bei der Holga 120N. Tatsächlich sind die Fotos um einige besser, als bei der Holga 120 N. Der Charme der Holga geht dadurch natürlich teilweise verloren. Das ist aber rein Geschmackssache. Mir persönlich gefallen die Ergebnisse.

Interessante Ergebniss kann man erzielen, wenn man die Kamera vertikal ausrichtet, also hochkant und somit Portrait- anstatt von Landscapeaufnahmen erstellt.

Sollte ich dein Interesse geweckt haben und du spielst mit dem Gedanken dir selber eine Holga 120Pan zuzulegen, dann kannst du dich gerne der beiden Affiliatelinks hier drunter bedienen und so zur Finanzierung diese Webseite beitragen:
>>> Holga 120 Pan bei Ebay suchen

Kamera: Pouva Start – in Farbe und schwarz-weiß

Vor ein paar Wochen hatte ich hier ja schon einen Artikel über die Pouva Start eingestellt. Dort hatte ich unbemerkt die Langzeitbelichtung eingestellt und so einen ganzen Film verschossen. Inzwischen habe ich gelernt, dass die dabei erzielte Verschlussgeschwindigkeit etwa 1/8s gewesen sein dürfte. Die Ergebnisse waren trotzdem so weit in Ordnung, dass ich mich getraut habe einen entsprechenden Artikel zu veröffentlichen. Hier nachzulesen –> Langzeitbelichtung ohne Stativ

Jetzt aber will ich mich doch noch einmal der Pouva Start im Detail zuwenden.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rappenwörth – Restaurant

Die Pouva Start wurde von Karl Pouva entwickelt und dann im gleichnamigen Werk in Freital, Sachsen hergestellt. Die Produktion lief von 1952 bis 1955. Die Bakelitkamera verfügte über ein herausdrehbares Tubusobjektiv. Die Linse trägt die Bezeichnung Duplar 1:8. Zwei Blendeneinstellungen trüb und sonnig entsprechen in etwa den Blenden 8 und 16.

Die Brennweite des Objektivs beträgt 80mm. Die Belichtungszeit lässt sich auf Zeit oder Moment einstellen. Ersteres dient der Langzeitbelichtung, die zweite Einstellung entspricht einer Verschlußgeschwindigkeit von etwa 1/30.

Eine Möglichkeit die Entfernung einzustellen sucht man vergebens. Der Fixfokus liefert dafür erstaunlich scharfe Fotos. Manchmal.

Zum Einsatz kamen zwei verschiedene Filme. Für die Schwarzweißaufnahmen habe ich einen Fomapan 400 verwendet. Enwickelt wurde in Rodinal – als Standentwicklung. Für die Farbbilder habe ich einen Fujifilm Pro 400H verwendet. Hier habe ich dann das Cinestill C41 2-Bad Kit verwendet, bei 30 Grad.

Obwohl das Objektiv der Pouva Start über zwei Glaslinsen verfügt, kommt es zum Rand hin zu starken Verzeichnungen. Man kann die Pouva Start durchaus als Alternative zur Holga oder Dina ansehen. Vor allem kann man sie für sehr viel weniger Geld bekommen.

Die Pouva Start verwendet 102er Rollfilm und produziert 12 Fotos. Da es keine Belichtungssperre gibt, kann man problemlos Doppelbelichtungen durchführen, absichtlich und unabsichtlich.

Bevor man Fotografieren kann, muss der Objektivtubus herausgedreht werden. Hier sollte man tunlichst auf die Verschluss- und Blendeneinstellung achten, weil diese sich durch das Drehen am Objektivtubus unbeabsichtigt verstellen können.

Ein weiterer Negativpunkt ist die Filmaufnahme. Diese ist leider so locker, dass man den Film am besten nur in absoluter Dunkelheit wechseln sollte. weil sonst mit einer ungewollten Belichtung, zumindest der äußeren Bilder gerechnet werden muss.

Die Pouva Start war eine sehr günstige Kamera und wurde in hohen Stückzahlen hergestellt. Deshalb ist es möglich bei Ebay ein funktionierendes Exemplar für 5 bis 10 Euro zu bekommen.

Kamera: Diana F+ – Plastikkamera von der Neun-Drachen-Bucht

Auf den ersten Blick gibt die Diana F+ nicht viel mehr her als dies die Holga 120N tut: Eine einfache Plastikkamera aus dem fernen Osten.

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sie sich dann allerdings als echtes Plastikmonster und der guten Holga weit überlegen. Aber schauen wir doch mal.

Hisilicon Balong

Seit den frühen 60er Jahren wurde die Originaldiana von der Great Wall Plastic Factory an der Neun-Drachen-Bucht (Kowloon Bay 九龍灣) in Hong Kong produziert. Mitte der 70er wurde die Produktion eingestellt. Die heutigen „modernen“ Dianas werden unter dem Namen Diana F+ von Lomography vertrieben. Hergestellt werden sie vermutlich in China vom Nachfolger  Cosmos Machinery Enterprises Limited.

Hisilicon Balong

Die ursprünlgichen Dianas wurden in unzähligen Varianten vertrieben, wobei aber vor allem die Namen und die Farbe variierten. Obwohl der Großteil der Produktion in die USA und Großbritannien exportiert wurde, wo anscheinend ein unerschöpflicher Bedarf an billigen Plastikapparaten bestand, konnte man auch in Deutschland bei Porst mit dem Modell Porst Happy eine auf der Diana basierende Billigkamera erstehen.

Komplett aus Plastik hergestellt, einschließlich der Plastiklinse, muss man die Diana F+ trotz der an eine Sucherkamera erinnernden Bauform , wegen ihrer sonstigen Eigenschaften zu den Boxkameras zählen.

Bei den Blendenöffnungen gibt es immerhin 4 Stück: Wolke, Wolke mit Sonne, Sonne und P, wie Pinhole.Letzteres vor allem ist es, was die Diana der Holga gegenüber überlegen macht. Weiter unten mehr dazu.

Diana F+ – Pinhole – Sportplatz – Fomapan 400

Eine einfache Plastiklinse mit Rotationsverschluss, wie er in Boxkameras üblich ist, fängt das Bild ein. Die Brennweite beträgt 75mm. Beim Verschluss hat man die Wahl zwischen N für normale und B für Langzeitbelichtungen. Die Geschwindigkeitsangaben des Herstellers und die anderer Autoren. die man im Internet so finden kann, variieren stark zwischen 1/50s und 1/100s.

Auf dem Lomophobic Blog wurden passende Richtwerte für die Diana veröffentlicht, mit denen man durchaus die eigenen Experimente starten kann. –> Lomophobic. Hier geht man von 1/60s aus. http://lomophobic.blogspot.com/2010/04/lomo-diana-f-exposure-card.html

Die Schärfe lässt sich quasi stufenlos von 1m bis unendlich einstellen. Drei Punkte sind dabei durch Symbole und Entfernungsangaben gekennzeichnet (1 Portrait-Männlein für 1-2m, zwei Männlein für 2-4m und viele Männlein vor einem Berg für 4m – unendlich.

Am Objektiv findet sich auch der Auslöser, der leider, wie die ganze Kamera, die Anschlussmöglichkeit für den Fernauslöser vermissen lässt. Mit bei der Kamera dabei ist dafür ein merkwürdig gefaltetes, kleines Stück Metall, das man mit eine Schlaufe am Kameragehäuse befestigen und so mitführen kann. Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen wofür das Ding denn gut sein könnte. Anscheinend wurde es dafür gemacht, den Auslöser nach dem Herunterdrücken zu blockieren. Man kann das Teil nämlich wunderbar in den Schlitz oberhalb des Auslösers stecken. Verwendet man dann auch noch die Verschlusskappe um die Belichtung zu steueren, dann bekommt man doch noch halbwegs verwacklunsgfreie Langzeitaufnahmen hin.

Die Möglichkeit Pinholeaufnahmen zu machen ist es, was der Diana F+ den entscheidenden Vorsprung verleiht. Es macht Holgakameras zu so einer Art Diana für Arme. Die Vorgehenweise ist einfach:

  1. Objektiv wegschrauben
  2. Objektivdeckel drauf setzen
  3. Blende auf Pinhole schalten
  4. Geschwindigkeit auf B
  5. Bild komponieren
  6. Dauer ausrechnen
  7. Auslöser runterdrücken
  8. Metallteil in den Schlitz stecken
  9. Deckel runter und zählen
  10. Deckel wieder drauf
  11. Metallteil rausziehen
  12. Film weiterspulen

So einfach kann es gehen.

Man kann auch den vorderen Teil des Objektivs dranlassen und trotzdem die Pinholeblende verwenden. Ich habe das nicht versucht, aber es sollte gehen.

Tja, bei der Kamera ist auch ein Blitz dabei und eine Maske um 35mm FKleinbildfilm zu verwenden. Ich habe beides nicht ausprobiert, kann also nichts dazu sagen.

Die Kamera ist kein historisches Stück sondern frisch aus der Plastikpresse erhältlich, am besten man vergleicht da mal die Preise. Hier bei –> Ebay oder hier bei –> Amazon.

Langzeitbelichtung ohne Stativ mit der Pouva Start – wird das was?

Die Pouva Start ist eine Mittelformatkamera aus Bakelit, die man wegen des einfachen Verschlusses eigentlich noch zu den Boxkameras rechnen könnte. Ihre Bauform mit dem Tubusobjektiv erinnert aber schon stark an eine moderne Kamera mit echtem Objektiv.

Aber nicht über die Kamera an sich will ich hier sprechen, sondern über eine speziell Knipstechnik: Die Langzeitbelichtung ohne Stativ.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Dazu stellt man die Kamera bei der Belichtungsgeschwindigkeit auf „Zeit“ und fotografiert dann wild darauf los. Einfach den Auslöser drücken und wieder loslassen. Durch die Langzeiteinstellung wird so beim Herunterdrücken des Auslösers der Verschluss geöffnet. Aber anstatt automatisisert wieder zu schließen, bleibt dieser solange geöffnet, bis man den Finger wieder vom Auslöser nimmt. Die Verschlusszeit hängt natürlich stark von deiner eigenen Knipstechnik und Fingertechnik ab, dürfte aber bei normaler Handhabung des Auslösers irgendwo zwischen 1/4s und 1/10s liegen.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Diese gerade noch ohne Stativ handhabbare Geschwindigkeit führt zu bestimmten Charakteristiken der Fotos. Vorausgesetzt man hat eine ruhige Hand, werden statische Objekte relativ scharf angezeigt. Alles was sich aber bewegt aber, wird eine typische Bewegungsunschärfe vorweisen.

Zusätzlich kann man dann noch die Blendenöffnung statt auf „Sonne“, auf „Trüb“ einstellen. In Verbindung mit Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel führt dies zu einer brutalen Überbelichtung der Negative. Vor allem, wenn man gleichzeitig einen Film mit ISO 400 verwendet.

Warum aber will man das so? Nun, zum einen erhält man auf diese Art Fotografien, die den Charme des frühen 20. Jahrhunderts ausstrahlen.

Oder man macht es einfach ausversehen, so wie es mir passiert ist. Ausversehen die Langzitstellung ausgewählt und dann fröhlich drauflosgeknipst.

Pouva Start – Fomapan 400 – Rodinal – Mosbach

Für die Aufnahmen in diesem Artikel habe ich Fomapan 400 verwendet. Die Entwicklung wurde in Rodinal 1+25 für 6 Minuten vollzogen.

Kamera: Holga 120N – alles aus Plastik

Wer hätte gedacht, dass ein Stück Plastik aus dem fernen Osten so viel Spaß machen kann. Sogar die Linse dieser in Hongkong hergestellten Kamera ist aus Kunststoff gefertigt. Dabei glänzt die Holga 120N vor allem durch sehr unscharfe Fotos. Und das macht ihren Charme auch aus. Man kann zwar mittels vier Symbolen grob die Entfernung und somit die Schärfe einstellen und dabei sogar Zwischenwerte verwenden, aber besonders genau ist das nicht.

Holga 120N

Ein Männlein, zweieinhalb Männlein, viele Männlein und ein Berg – das sind die Möglichkeiten zur Entfernungseinstellung.

Bei der Blende gibt es dann die beiden Möglichkeiten „Sonnenschein“ oder „Berg mit Strichen“ einzustellen. Letzteres ist wohl für einen mehr oder weniger stark bedeckten Himmel gedacht. Diese stehen für die beiden Blenden 11und 8. Allerdings haben findige Zeitgenossen die Blendenöffnungen vermessen und kommen dabei eher auf Werte wie 16 und 11.

Die Geschwindigkeit variiert anscheinend zwischen 1/100s und 1/125s. Beide Werte sind im Internet zu finden. Es würde mich aber nicht wundern, wenn der Spielraum hier noch größer wäre.

Um Light Leaks (Lichtlecks) zu unterbinden, empfiehlt es sich die empfindlichen Stellen abzukleben.

Vom Hersteller empfohlen wird auf jeden Fall die Verwendung eines ISO 400 Films. Das deckt sich mit meiner Erfahrung. Am besten man verwendet zunächst mal nur die Offenblende. Dadurch vermindert man die Gefahr, dass einzelne Aufnahmen unterbelichtet sind.

Schloß Staufenberg – Durbach – Holga 120N – Fomapan 400

Mitgeliefert erhält man eine Schablone, die es einem ermöglicht die Negativgröße vom Standard 6×6 auf das kleiner Format 4×4 zu ändern, aber wer will das schon. Es gibt zumindest einen dazu passenden Schieber auf der Rückseite, der dann wahlweise das entsprechende Fensterchen, in dem der Fortschritt des Films abgelesen wird, abdeckt.

Blick auf den Bahnhof Legelshurst – Holga 120N – Fomapan 400

Die Holga 120N hat einen Blitzschuh, den ich auch mit einem Blitz der Firma Braun in einer Trockenübung getestet habe. Das Ganze funktioniert tatsächlich und der Blitz blitzt.Da ich aber normalerweise draußen fotografiere ist der Blitz erstmal überflüssig.

Im Moosalbtal – Holga 120N – Fomapan 400

Sehr sinnvoll ist aber der Anschluss für ein Stativ. Dank der hohen Verschlussgeschwindigkeit ist der eigentlich überflüssig. Aber für längere Aufnahmezeiten geht es nicht anders. Ein wichtiges Detail fehlt leider bei der HOLGA 120N: Eine Buchse für die Fernbedienung. Will man einen Drahtfernaulöser anschließen, dann muss man auf ein kleines Tool eines Fremdherstellers zurückgreifen. Dabei handelt es sich um eine Manschette, die man über das Objektiv zieht und an dem der Fernauslöser dann festgeschraubt wird. Das ganze gibt es für ein paar Euro bei Ebay. Es ist empfehlenswert diesen Adapter mit Isolierband festzukleben.

Moosalb im Gegenlicht – Holga 120N – Fomapan 400

Die Holga ist ja berühmt und berüchtigt für die Lichtlecks die aufgrund der billigen Herstellunsgweise auftreten könne. Natürlich gibt es Puristen, die kaufen sich eine Holga genau deshalb. Mich stören diese Lichtflecke auf den Negativen allerdings. Deshalb wird bei mir die Holga zugeklebt. Natürlich erst nachdem der Film geladen ist.

Sturmschäden – Fomapan 400 – Holga 120N

Das Foto hier zeigt dir welche Stellen ich meine. Im Grunde genommen ist es vor allem die obere Falz der Rückwand. Daneben kann man noch die Halteclips zum Befestigen der Rückwand überkleben, damit sich die Rückwand nicht aus versehen lösen kann. Auch am Auslöser scheint bei manchen Kameras Licht durch zu kommen. Durch den Adapter für den Fernauslöser wird dieser Bereich aber anscheinend abgedeckt.

Mercedesstern – Fomapan 400 – Holga 120N

Zusätzlich klebe ich einen Streifen über das Kontrollfensterchen, und zwar so, dass ich den Streifen beim Weiterspulen des Films, leicht anheben kann. Normalerweise verwende ich schwarzes Isolierband, aber um es hier auf den Fotos besser sichtbar zu machen, nehme ich ausnahmsweise ein blaues Tape.

Nistkasten im Moosalbtal – Holga 120N – Fomapan 400

Nun, dann kann es losgehen. Vor dem Abkleben der Kamera sollte man natürlich den Film eingelegt haben. Die Klebestreifen kann man übrigens mehrfach verwenden, wenn man sie vorsichtig entfernt.

Am Pfinzentlastungskanal – Holga 120N – Fomapan 400

Für die Beispielfotos in diesem Beitrag habe ich durchgängig Fomapan 400 verwendet. Als Entwickler kamen Rodinal und Rollei Supergrain zum Einsatz. Die Entwicklungszeiten variierten von Film zu Film.

Schloß Staufenberg – Holga 120N – Fomapan 400

Eine neue Holga kostet derzeit (2023) um die 40 Euro und ist bei Amazon, aber natürlich auch bei Ebay erhältlich.

Schloß Staufenberg – Holga 120N – Fomapan 400

Kamera: Die Gamma Pajta’s – eine Bakelitkamera aus Ungarn

Die schönste Randunschärfe, die ich bei meinen Kameras bisher gesehen habe, produziert mit Abstand die Gamma Pajta’s. Mit einem 120er Rollfilm bestückt – einem Fomapan 200 – nahm ich sie mit zum Neujahrsspaziergang im Karlsruher Oberwald. Coronabdingt waren die Wege durch den Tierpark leider gesperrt. Trotzdem habe ich, wie ich denke, einige gute Motive gefunden, mit denen sich die Möglichkeiten der Pajta’s demonstrieren lassen.

Die Gamma Pajta’s – Achromat 1:8 – F=80mm

Die Gamma Pajta’s wurde in den 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrtausends in Ungarn hergestellt. Viele kamen nicht auf den Markt. Im Internet findet man Angaben so um die 150.000 Stück herum. Als Material hat man dazu das damals beliebte Bakelit verwendet. Es handelt sich im Grunde genommen um eine Boxkamera mit einer achromatischen Linse und Fixfokus.

Holzskulptur im Oberwald – Gamma Pajta’s

Mit einer Brennweite von 80 mm und einer maximalen Blendenöffnung von 8 bewegt sie sich in einem Bereich, den auch andere Boxkameras aufweisen. Die Brennweite von 80mm deutet dann auch schon auf Negativformat hin. Die Pajta’s belichtet die Negative im Format 6×6 cm.

Bank am Oberwaldsee – Gamm Pajta’s

Mit einem Hebel lässt sich die Pajta’s darüberhinaus von 8 auf die Werte 11 und 16 abblenden. Die Verschlussgeschwindigkeit liegt bei etwa 1/30. Das ist bedingt durch die Bauart so vorgegeben und lässt sich nicht ändern. Überhaupt war’s das schon mit technischen Finessen. Bestenfalls die Möglichkeit den Auslöseknopf durch einen kleinen Hebel zu fixieren, um so Doppelbelichtungen zu vermeiden kann man noch erwähnen.

Hirsch im Oberwald – Gamma Pajta’s

Bedingt durch die Aufnahmebedingungen mit einer geschlossenen Wolkendecke, Januar gegen 12 Uhr und unbelaubter Wald in Kombination mit den 200 ISO des Films, habe ich mich zumeist für die größte Blendenöffnung 8 entschieden. Nur bei dem Foto mit dem Schilf am See kam für einen kurzen Moment die Sonne heraus. Hier stellte ich die Kamera dann auf Blende 11.

Stelle mit Schilf am Oberwaldsee – Gamma Pajta’s – Blende 11 – Fomapan 200

Entwickelt habe ich den Film in Rodinal. Dabei habe ich die Verdünnung 5+500 verwendet und dann via Standentwicklung den Film für eine Stunde im Entwickler gelassen. Nach abgeschlossener Entwicklung habe ich die Negative dann mit 4800 DPI gescannt.

Güterbahnhof Karlsruhe von der Wasserwerkbrücke aus – Gamma Pajta’s

Mit Gimp habe ich dann die Farbwerte ein wenig angepasst und zu guter letzt ein geringes Maß an Schärfe hinzugefügt.

Das Ergebnis hat mich tatsächlich überrascht. Im Zentrum sind die Bilder erstaunlich scharf, teilweise schon surreal anmutend. Verlässt man diesen Schärfekreis zum Bildrand hin, dann wird das Bild fast unmittelbar unscharf.

Birken am Erlachsee im Oberwald – Gamma Pajta’s

Pajta’s ist das ungarische Wort für „Kamerad“. Hergestellt wurde die Kamera von der späteren Firma Gamma. Wer auf der Suche nach so einem Kameraden ist, kann natürlich auf Ebay fündig werden. Ich habe für mein Exemplar etwa 10 Euro ausgeben müssen. In dem Bereich 10 bis 20 Euro sollte es also möglich sein eine brauchbare Kamera zu finden.

>>> zur Fotogallerie

>>> Jetzt bei Ebay nach einer Gamma Pajtas suchen (Affiliate Link)

Horseman VH-R – Erfahrungen eines Fußgängers

Die Moosalb bei Ettlingen – Horseman VH-R – Fujicolor Pro 400H

Dem Wanderer, also mir, der da an einem strahlenden Sommertag mit einer Horseman VH-R im Gepäck, schwitzend die Hügel des Nordschwarzwaldes hinaufkraxelte, kam unwillkürlich dieser berühmte Satz in den Sinn:

„Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!“, so soll der grausame Richard III. in der Schlacht von Bosworth Fields ausgerufen haben, nachdem man ihm sein Pferd unterm Hintern weggeschossen hatte und kurz bevor er dann selber dahin gemetzelt wurde. Ob’s stimmt? Man weiß es nicht. William Shakespeare hat ihm die Worte in den Mund gelegt.

Mir aber, armem Wandersmann stand trotz der Horseman kein Reittier zur Verfügung.

Die Horseman VH-R

Ich wäre mit einem Maultier zufrieden gewesen, oder einem Esel oder einem Bernhardiner und hätte sogar einen meiner Mitbewohner(innen) als willigen Scherpa akzeptiert. Doch leider war es nichts mit alledem. Selbst ist der Mann war angesagt an diesem Tag. Denn das Gewicht, das die Horseman VH-R mit sich bringt, ist mit einer Kleinbildkamera nicht mehr zu vergleichen. Dabei ist die Horseman VH-R noch eine der leichteren Kameras dieser Größenordnung. Aber dank Zubehör summiert sich das ganze dann doch zu einer ansehnlichen Zahl, wie wir gleich sehen werden.

Fangen wir mal von vorne an. Mit Rückteil und angeschraubter Wechselplatte bringt die Horseman VH-R stolze 2 kg auf die Waage. Das Objektiv, es ist das einzige das ich habe, ein Tokyo Kogaku Super Horseman 1:4,5/105mm nebst Deckeln und dem Drahtauslöser wiegt zusätzliche 420 Gramm. Zwei Filmkassetten hatte ich dabei, eine Horseman 6×9 mit 420 Gramm und eine von Mamiya 6×7 mit 400 Gramm. Und dann noch ein der Kamera angemessenes Stativ mit 3,5 Kg. Ein schwarzes T-Shirt als Dunkeltuch und ein alter Agfa Gucki als Lupe bringen gemeinsam 200 weitere Gramm auf die Waage.
Auch der Rucksack selber ist nicht gewichtslos sondern trägt mit 1,7 kg zum Gesamtgewicht bei. Dazu kommen 1,5 kg Wasser, um unterwegs nicht auszutrocknen und noch schätzungsweise weitere 500 Gramm für Apfel, Ei und Käsebrot. Das ist sozusagen die Minimalausstattung, denn natürlich waren im Gepäck noch eine alte Agfa Billy Rollfilmkamera (740 Gramm) für Vergleichsfotos und meine Pentax K20D mit Sigma 17-70mm (1,4 kg), für alle Fälle.
Zusammengerechnet kommt man so auf stolze 13,5 kg oder eben 11,4, wenn man die zusätzlichen Kameras weglässt und nur die Horseman betrachtet. Ungefähr so als würde man eine Kiste Bier mit sich herumschleppen (fast).

Horseman VH-R2000
Objektiv420
Filmkassetten820
Stativ3500
Einstelltuch200
Rucksack1700
Wasser1500
Verpflegung500
Zwischensumme11,4 kg
Pentax K20D m. Objektiv1400
Agfa Billy I740
Gesamt:13,5 kg
Digitalis purpurea – Fingerhut im Moosalbtal – Horseman VH-R – Fujicolor Pro 400H

Das ist eine ganze Menge, die man da zusätzlich zum eigenen, nicht unerheblichen Gewicht den Berg hinauf wuchten muss. Und dabei habe ich die verschiedene Kleinteile, wie drei Filme, meinen Tabak, ein Feuerzeug, Handy, Lesebrille, Geldbeutel voller Kleingeld und ein Klappmesser, falls irgendwo ein schmackhafter Pilz herumstehen sollte, noch gar nicht mit berücksichtigt.
Logisch, dass das Bedürfnis anzuhalten und das gleich mal erste Foto zu machen schon nach wenigen Metern über mich kam. Schweißüberströmt, versteht sich.

Mit dem Handy aufgenommen – Horseman VH-R – Fujicolor Pro 400H

Betrachten wir aber zunächst mal die Inneren Werte der Horseman VH-R. Es handelt sich um eine typische Laufbodenkamera, die es erlaubt die Objektivstandarte mit Balgen aus dem aufgeklappten Gehäuse herauszuziehen. Das besondere an der Horseman VH-R ist, dass sie nicht nur über die Mattscheibe fokussiert werden kann, sondern neben dem auf dem Gehäuse angebrachter Leuchtrahmensucher noch einen Entfernungsmesser besitzt.

Der Leuchtrahmensucher lässt sich genauso, wie das Rückteil drehen und zeigt für verschiedene Brennweiten den Bildausschnitt an. Der Entfernungsmesser ist recht praktisch, kann man so so schon einmal eine grobe Schärfeeinstellung vornehmen, ohne unters Dunkeltusch krabbeln zu müssen. Er ist bei meiner Kamera leider nicht zu hundert Prozent exakt, weshalb in jedem Fall über die Mattscheibe fokussiert werden muss. Dass auch das Rückteil der Horseman VH-R von Portrait auf Landscape gedreht werden kann, habe ich bereits erwähnt.

Laufboden gesenkt, Front Tilt, Back Tilt – Horseman VH-R – mit dem Handy geknippst

Konzipiert ist die Horseman für Aufnahmen im Format 6×9 auf 120er Rollfilm. Es handelt sich dabei also um eine Mittelformatkamera, obwohl es auch die Möglichkeit gibt, durch die Kamera durch den Austausch des Rückteils auf 4×5 zu adaptieren womit man eine Großformatkamera erhalten würde. Da ich diese Erweiterung nicht besitze kann ich leider auch keine Aussagen über die Praktikabilität davon treffen.

Hat man das Bild über die Mattscheibe korrekt fokussiert, dann kann man das normale Rückteil gegen den normalen Horseman Filmadapter im 6×9-Format austauschen oder wahlweise einen 6×7 Filmadapter von Mamiya, der hier ebenfalls passt, verwenden.

Waldweg im Moosalbtal – Horseman VH-R – Fomapan 200

Die Horseman VH-R verfügt über Front-Tilt und -Shift und ebenfalls Back Tilt. Das Rückteil lässt sich tatsächlich etwa 2 Zentimeter herausziehen, was bei längeren Brennweiten oder im Nahbereich ganz nützlich ist. Auch der Laufboden lässt sich absenken.
Die Verstellmöglichkeiten habe ich bisher noch nicht genutzt, einfach weil bei den hohen Sommertemperaturen die Arbeit unterm Einstelltuch alles andere als erquickend war, aber natürlich auch, weil ich die Kamera zunächst einmal in ihrer Grundfunktionalität kennen lernen wollte.

Ein wenig blurry – mein erstes Foto mit der Horseman VH-R – Fomapan 200

Das Tokyo Kogaku Super Horseman 1:4,5 / 105mm. Der Verschluß Seiko SVM bietet Verschlußzeiten von 1 Sekunde bis 1/500. Die Blende kann in einem Bereich von 4,5 bis 32 eingestellt werden. Es ist leider das einzige Objektiv, das ich derzeit für diese Kamera besitze, sollte aber zunächst einmal ausreichen, bis ich mich mit dem System mehr vertraut gemacht habe. Leider ist der in die Kamera hineinragende Teil des 105er Objektivs so groß, dass sich die Kamera mit eingebauter Linse nicht schließen lässt. Ich muss also bei Aufbau der Kamera auch immer noch das Objektiv befestigen.

Pflanze im Hinterhof – Horseman VH-R – Fomapan 100

Inzwischen habe ich auf mehreren Wanderungen verschiedene Filme verschossen. Gewöhnungsbedürftig war es rechtzeitig den Schieber herauszuziehen oder wieder zurückzustecken oder auch einfach den Film weiterzuspulen. Auch das fokussieren, wenn einem der Schweiß gerade die Augen ausbrennt, ist nicht so einfach. Das bisher schönste Ergebnis hat dabei meiner Meinung nach der Fujicolor Pro 400H geliefert. Entwickelt habe ich diesen im Compard Digibase C41 Kit, dabei habe ich die Bleichzeit um 30 Sekunden vermindert.

Im Moosalbtal – Horseman VH-R – Kodak Ektar

Leider habe ich mir bei den verschiedenen Fotos, die du hier im Artikel siehst, nicht die Werte für Blende und Zeit notiert, denke aber man kann sich doch ein Bild von den Möglichkeiten der Kamera machen.

Falls du selber auf der Suche nach einer Horseman VH-R bist >>> empfehle ich einen Blick auf eBay (Affiliate Link). Dort habe ich letztendlich auch meine Kamera her.

Agfa Billy I mit Agfa Agnar 1:6,3/105

Die erste Agfa Billy I wurde bereits 1931 in den Kamerawerken München von Agfa zusammengeschraubt. Mein Exemplar verließ die Produktionsstätte vermutlich in den frühen 50er Jahren. Überhaupt scheint die Agfa-Billy-Reihe eine ausgeprochene Erfolgsserie gewesen zu sein. Und neben dem hier vorliegenden Modell „Billy I“ gab es noch einige andere Modelle wie Optima, Record oder Clack, die sich in Ausstattung aber auch grundlegen Konstruktionsmerkmalen von der Billy I unterschieden.

Der Bahnhof in Karlsruhe im April – wegen Corona wie ausgestorben – Agfa Billy I – Fomapan 200

Die Agfa Billy I ist ein extrem einfach gebaute Klappkamera mit Balgen. Bei meinem Exemplar wurde als Objektiv ein dreilinsiges Agnar mit einer Brennweite von 105 mm und einer Maximalblende von 6,3 eingebaut. Als Verschluß dient ein Vario aus dem Hause Gauthier.

Gebäude in Karlsruhe – Agfa Billy I – Fomapan 200

Die Geschwindigkeit des Verschlusses lässt sich stufenlos von 1/25 bis 1/200 einstellen. Auch eine Langzeitbelichtung ist möglich. Ebenfalls stufenlos erfolgt die Einstellung der Blende zwischen 6,3 und 22.

Für einen Schärfetest gut geeignet – Das Schloß in Karlsruhe – Agfa Billy I – Fomapan 200

Scharfstellen lässt sich das Objektiv von 1 m bis unendlich.

Auf der Gehäuseoberseite findet sich lediglich ein Rad, um den Film weiterzuspulen. Einen Auslöser sucht man zunächst vergeblich. Dieser versteckt sich in der Nähe des Scharniers vom Objektivdeckel. Überhaupt ist dr Auslösemechanismus sehr einfach gehalten, was natürlich auch einen Vorteil hat. Was nicht da ist kann auch nicht kaputt gehen.

Fast wie gemalt – ein Waldweg im Schwarzwald – Agfa Billy I – Kodak Ektar 100

Am besten ist es, wenn man einen Drahtauslöser verwendet. Ein Anshcluß dafür ist vorhaneden. Auch ein Stativgewinde ist vorhanden. Dieses befindet sich mittig im Objektivdeckel.

Die Agfa Billy I verwendet 120er Rollfilm und kann dann je Film 8 Fotos im Format 6×9 produzieren.

Nur der obere Teil vom Foto – wg. einem Lichtleck habe ich es beschnitten – Schwarzwald – Agfa Billy I – Kodak Ektar 100

Für meine Versuche habe ich die Kamera zunächst mit einem Fomapan 200 geladen und danach mit einem Kodak Ektar. Den Fomapan habe ich dann in Fomadon LQN entwickelt. Den Kodak Ektar habe ich mit mit dem Compard Digibase C41-Kit behandelt. Die Negative wurden dann mit einem Epson Perfection V550 eingescannt.

Leider hat meine Billy ein Lichtleck, was ich erst nachdem 2 Filme verschossen waren bemerkt habe. Deshalb habe ich manche der Beispielfotos zugeschnitten. Man kann aber dennoch erkennen, zu welch schönen Fotos diese Kamera fähig ist. Die Schärfeleistung des alten Agnars ist beachtlich. Vorausgesetzt man schafft es die Entfernung korrekt einzustellen, was natürlich nicht immer zu 100% gelingt.

Ebenfalls zugeschnitten – Agfa Billy I auf Kodak Ektar 100

Interessant ist auch die Farbwiedergabe auf dem Kodak Ektar, die mich teilweise an alte Postkartenmotive der 60er und 70er Jahre erinnert.

Wald im frühen Gegenlicht – Agfa Billy I – Kodak Ektar

Überarbeitet man die Fotos schließlich noch mit einem Bildbearbeitungsprogramm, dann kann man sich über die Ergebnisse nicht beschweren. Es sind hervorragende Fotos mit der Agfa Billy I möglich, die sich vor so manchem modernen Equipment nicht zu verstecken brauchen.

Meinen Apparat aus dem Hause Agfa habe ich für eine handvoll Euro bei Ebay gefunden. Dort sollte man ein gut erhaltenes Gerät für etwa 20 Euro bekommen können. Möglicherweise kann man auch für etwas weniger Geld ein Schnäppchen machen.

Wer selber auf Ebay suchen möchte, der kann gerne den folgenden Link verwenden:

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Agfa Billy I

Zeiss Ikon Continette mit Carl Zeiss Lucinar 1:2,8 / 45mm

Wer einmal mit einem Lucinar-Objektiv aus dem Hause Carls Zeiss fotografieren will, muss im Grunde genommen zwangsläufig zur Zeiss Ikon Continette greifen. Denn dieses ist die einzige Kamera in der dieses vergütete, dreilinsige Objektiv jemals verbaut wurde. Anfang der 60er Jahre produzierte die Zeiss Ikon Ag diese einfache Sucherkamera. Weder ein Belichtungs- noch ein Entfernungsmesser stören den Puristen, wenn er mit dieser vollmechanischen Kamera auf Fotopirsch geht.

Mauerreste und Bäume im Albtal bei Ettlingen – Fomapan 400 – Zeiss Ikon Continette

Der zentrale Prontoverschluss, der für diese Kamera verbaut wurde, erlaubt neben der Langzeitbelichtung auch Zeiten von 30, 60, 125 bis zu 250. Die Blendenreihe reicht von 2,8 bis 22. Ein Selbstaulöser ist vorhanden und kann dank Stativgewinde auch problemlos verwendet werden.

Zeiss Ikon Continette mit Lucinar 2.8 / 45 mm

Der Auslöser befindet sich zentral in die Zählscheibe für Aufnahmen integriert. Beide bewegen sich gleichzeitig, wenn der Auslöser gedrückt wird.

An einem Seitenkanal im Albtal – Fomapan 400 – Zeiss Ikon Continette

Auf der Rückseite der Kamera gibt es eine Scheibe, mit der man die ISO-Zahl einstellen kann, natürlich ohne Auswirkungen auf die Aufnahme. Die Scheibe dient nur der Erinnerung, welchen Film man in die Kamera eingelegt hatte. Allerdings wird sie von der Ledertasche verdeckt, so dass man sich den ISO-Wert des Films also noch auf andere Weise merken muss.

Zeiss Ikon Continette mit Bereitschaftstasche

Bei meinem Exemplar dabei, war neben einer Ledertasche, auch eine Streulichblende, deren Gewinde einen Durchmesser von 27 mm hat. Beschriftet ist die Gummiblende mit der Zahlenkombination 1109 S27, wobei die letztere Zahl wohl den Gewindedurchmesser beschreibt.

Die Kamera verwendet gewöhnlichen 35mm Film, wie man ihn in jeder Drogerie erstehen kann.

Merkscheibe für die ISO-Zahl an der Continette

Konzipiert war die Zeiss Ikon Continette ursprünglich anscheinend für den jugendlichen Nachwuchs-Fotografen oder als Zweitgerät für Fortgeschrittene. Und so kann man sie natürlich auch heute noch nutzen. Das Einstellen der Kamera geht einfach und zügig. Ein externer Belichtungsmesser hilft dabei natürlich die korrekte Blenden/Geschwindigkeits-Kombination einzustellen.

Blendenring der Zeiss Ikon Continette

Für meinen ersten Versuch habe ich zunächst einen Fomapan 400 verwendet und diesen in Fomadon LQN entwickelt. Das Ergebnis war so gut, dass ich auch noch einen zweiten Film, einen Fomapan 100 in die Kamera gelegt habe.

Die Bilder sind von guter Qualität, würde ich sagen, durch exaktere Einstellungsentfernung könnte man aber wohl noch ein wenig mehr herausholen.

Weidengeäst am Althrein – Fomapan 100 – Zeiss Ikon Continette

Wer eine Zeiss Ikon Continette kaufen will, wird in jedem Fall bei eBay fündig. Die Kamera ist zwar nicht weit verbreitet, so dass es nur selten einmal ein Exemplar gibt, aber glleichzeitig scheint auch die Nachfrage von Sammlern nicht sehr groß zu sein, so dass sich die Preise in einem moderaten 2-stelligen Bereich bewegen. Mit etwas Geduld kann man ein Exemplar durchaus für unter 20 Euro erstehen.

>>> Jetzt bei eBay suchen: Zeiss Ikon Continette (eBay Affiliate Link)

Coronet Flashmaster – Bakelitkamera aus Birmingham

Die Firma Coronet mit Sitz im englischen Birmingham war der Hersteller zahlreicher Boxkameras, die ab 1926 in zahlreichen Modellen auf den Markt kamen. Die hier verwendete Coronet Flashmaster wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts produziert.

Es handelt sich um ein technisch sehr einfaches Gerät mit einer festen Meniskuslinse ohne die Möglichkeit, den Abstand einzustellen. Tatsächlich kann an dieser Kamera nichts eingestellt werden. Ja, überhaupt nichts. Man hat weder Einfluss auf die Verschlusszeit noch auf die Blende. Man kann das Bildergebnis nur durch die Wahl des Films und seiner ISO-Zahl beeinflussen. Umso angenehmer war ich von den ersten Ergebnissen überrascht.

Die Kamera mit ihrem kubischen Design macht zunächst einen etwas klobigen Eindruck. Sie ist aus schwarzem Bakelit gefertigt, dem man durch ein feines Rillendesign und abgerundete Kanten versucht hat seine Wuchtigkeit zu nehmen. Die Verzierungen an der Frontseite sind lediglich aufgeklebt. Der einfache Durchsichtsucher thront neben dem silbrig gehaltenen Rad für den Filmtransport auf der Oberseite der Kamera. Ein rotes Folienfenster zur Kontrolle des Filmfortschritts ist zentral in der Mitte der Rückwand angebracht.

Als Film verlangt die Coronet Flashmaster nach einem 120er Rollfilm. Darauf produziert sie dann 12 Negative im Format 6×6.

Die Brennweite der Linse beträgt 70 mm. Die Verschlussgeschwindigkeit liegt bei etwa 1/30 Sekunde möglicherweise auch geringfügig schneller. Die ebenfalls fixe Blende beträgt etwa 13, wie ich nachgemessen habe.

Seitlich befindet sich dann noch der Blitzanschluss, dem die Flashmaster wohl ihren Namen zu verdanken hat. Bis auf diesen Blitzanschluss gleicht sie ansonsten einem anderen Modell, der Coronet Cadet, wie ein Ei dem anderen.

Die Möglichkeit zur Stativmontage und auch der Anschluss für einen Drahtauslöser fehlen.

Leider findet man kaum Informationen über die Coronet Flashmaster. Verwirrend ist auch, dass es anscheinend auch ein Modell mit rundem Objektiv gegeben hat, das ebenfalls den Namen Flashmaster erhalten hat.

Für meinen Test habe ich zunächst einen Isopan 100 in die Kamera eingelegt. Mein Spaziergang führte mich entlang der Alb über die Wiesen im Albtal zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb. Die Fotos entstanden zwischen 12 und 15 Uhr an einem sonnigen Tag im April mit strahlend blauem Himmel.

Für einen 100 ISO Film in Verbindung mit den Werten der Kamera, also f/13 und 1/30s entsprachen die Lichtwerte ziemlich passend einer ausreichenden Belichtung. Deshalb habe ich den Film dann auch mit der normalen Entwicklungszeit in Fomadon LQN entwickelt.

Überrascht war ich dann doch vom Ergebnis. Trotz der einahen Linse war es möglich scharfe Fotos zu erhalten. Zumindest im Zentrum des Bildes. Etwa ein Drittel der Fotos vom Zentrum aus betrachtet, kann man als scharf bezeichnen. Danach beginnen sich die Konturen aufzulösen. An den äußeren Rändern kommt es dann zu Verzerrungen, die den Fotos eine spezifische Anmutung geben.

Überzeugt vom Resultat habe ich dann einige Wochen später einen weiteren Film geopfert. Dieses mal sollte es ein Kodak Ektar sein. Über eine Korrektur für Farbfilme verfügt die CoronetFlashmaster natürlich nicht (nehme ich an), um so gespannter war ich auf das Ergebnis.

Beim Probelauf war das Wetter nicht ganz so günstig. Zwar schien an diesem Tag im Mai ebenfalls die Sonne, aber vereinzelte Wolken schoben sich ab und zu davor. Die Uhrzeit bei diesen Fotos war etwa gegen 12 Uhr mittags.

Den Kodak Ektar 100 habe ich dann schließlich standardmäßig mit dem Compard Digibase C41-Kit entwickelt.

Die S&W-Negative vom Isopan 100 wurden auf dem Epson Perfection V39 mittels selbstgebastelter Tablet-Durchlichteinheit gescannt. Die Negative vom Kodak Ektar habe ich zwischen zwei Glasplatten geklemmt und mittels Tablet durchleuchtet.

Dabei waren die Glasplatten etwa 10 cm vom Tablet entfernt, um zu verhindern dass sich die Struktur des Tabletdisplays ungünstig bemerkbar macht. Dann wurden die Negative mit Hilfe der Pentax K20D abfotografiert.

Coronet-Kameras scheinen bei Sammlern beliebt zu sein, sie tauchen nicht ganz so häufig bei eBay auf und sind dann auch noch mäßig teuer, wie ich finde. Mit etwas Glück kann man eine Flashmaster, oder eines der anderen Modelle für 10 bis 20 Euro erstehen.

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Indo Sport-Fex – Bakelit aus Frankreich

Diese Bakelitkamera mit dem außergewöhnlichen geriffelten Design und der extravaganten Form wurde zwischen 1957 und 1970 von der Firma Indo Fex in Lyon in Frankreich hergestellt. Sie war wohl sehr beliebt und gleichzeitig von guter Qualität, so dass man heute noch günstige Exemplare bei Ebay ergattern kann. Besucht man das französische Ebay, dann sieht man, dass die Indo Fex Kameras häufig angeboten werden, wegen der hohen Versandkosten empfiehlt sich dann aber ein Kauf nur bedingt. In Deutschland andererseits kann man eine Indo Fex durchaus für 5 bis 20 Euro erhalten. Wenn man Glück hat…

Die Indo Sport-Fex eine Bakelitkamera für 620er-Film im Format 6×9

Die Indo Sport-Fex belichtet Rollfilme im Format 6×9, verlangt aber 620er Rollfilm, der heute leider nicht mehr hergestellt wird. Das ist an und für sich kein Problem, denn 620er und der gebräuchliche 120er Rollfilm haben die gleichen Maße. Leider aber nicht die Spulen. Um die Kamera testen zu können habe ich mir deshalb eine zugegeben etwas frickelige Methode ausgedacht.

Zum Glück war eine leere Spule zur Aufnahme des Films in der Kamera vorhanden.

Hochhäuser – von der Taunusanlage in Frankfurt aus gesehen Indo Sport-Fex – Fomapan 100

120er Film in der 620er-Kamera verwenden

Anstatt am Film die 120er Spule abzufeilen, wie man das in Anleitungen im Internet findet, habe ich den Film einfach im Dunkelsack abgespult, die Spule entfernt und dann den Film ohne Spule wieder zusammengerollt. Dann habe ich den Film in die Kamera eingelegt, wobei ein auf der Filmseite durchgängiger Metallstab gute Hilfe geleistet hat, um den Film korrekt zu fixieren. Nachdem ich dann den Anfang des Films in der Aufnahmespule eingefädelt hatte und die Kamera korrekt verschlossen war, konnte es losgehen.

Alle Filmbefestigungsaktivitäten habe ich natürlich im Dunkelsack durchgeführt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall den Vorgang einmal mit einem alten Papierstreifen oder einem misslungenen Film bei Tageslicht durchzuspielen.

Auffällig ist, das die Rückwand und auch die Filmführung, die man tunlichst treffen sollte beim Filmeinlegen, gekrümmt sind, was Verzerrungen, wie sie bei einfachen Meniskuslinsen auftreten entgegen wirken soll. Ähnliches sieht man bei der AGFA Clack.

Auf dem Foto nicht so gut zu sehen – Rückwand und Filmführung sind leicht gekrümmt, um die Verzerrung der Meniskus-Linse auszugleichen

Über die inneren Werte der Kamera kann man nicht viel sagen. Das Objektiv lässt sich herausziehen und bietet neben der Dauerbelichtung „Pose“ noch die Option „Inst“ an, die man für Momentaufnahmen verwenden muss.

Das kann nun alles mögliche bedeuten. Das Internet hüllt sich bezüglich des Verschlusse und der Blende und in Schweigen. Die Kamera erlaubt zwei Blendeneinstellungen, die mit den französischen Begriffen „intense“ und „normal“ gekennzeichnet sind.

In der Taunusanlage in Frankfurt

Bei anderen Indo Fex Kameras weiß man, dass es sich dabei um die Blenden 11 und 17 handelt. Ob das hier ebenfalls so ist? Keine Ahnung, es würde mich aber nicht wundern.

Die Geschwindigkeit des Verschlusses schätze ich auf jeden Fall auf näher an 1/60s als an 1/30s. Möglicherweise liegt er bei 1/50s – getestet nach Augenschein und Gehör.

Die Brennweite ist mit etwa 9,5 cm etwas weitwinkliger, als man das von anderen 6×9 Kameras gewöhnt ist.

Frankfurt – alt und modern – bei hochkantigen Fotos sind natürlich die oberen und unteren Ränder von der Verzerrung der Linse am stärksten betroffen – Indo Sport-Fex – Fomapan 100

Ich könnte mir vorstellen, dass die Kamera zu ihrer Zeit zur Dokumentation sportlicher Aktivitäten bei sehr guten bis grellen Lichtverhältnissen, etwa im Schnee, geeignet war. Mangels Schnee kann ich diese Theorie leider nicht überprüfen.

Für meine Testfotos habe ich einen Fomapan 100 verwendet und diesen nachher 7 Minuten lang in Fomadon LQN entwickelt. Da nur 3 der Fotos vorzeigbare Ergebnisse liefern, lässt sich über die Qualität der Bilder nicht viel sagen. Die Fotos, die hier entstanden sind, haben aber schon ihren ganz eigenen Flair. Ich werde die Kamera noch einmal mit einem empfindlicheren Film oder bei sehr viel besseren Lichtverhältnissen ausprobieren müssen, um ein genaueres Resultat vorzuweisen.

Wer sich für eine Indo Sport Fex interessiert oder überhaupt für eine der Indo Fex Kameras, der kann natürlich jetzt >>> bei Ebay nach einer Indo Fex suchen (Affiliate Link).

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AGFA Silette LK Sensor

Eher durch Zufall bekam ich eine AGFA Silette LK Sensor in die Finger. Schon meine Eltern hatten in den 70er Jahren so ein kleines, robustes Gerät mit dem roten Auslöseknopf. Damals diente die Kamera dazu das Familienleben und den wenn auch seltenen Urlaub mit Kind und Kegel zu dokumentieren.

AGFA Silette LK Sensor – Modell „eckig“ links, Modell „rund“ rechts – Betrachtet man die Ecken des Gehäuses, dann kann man den Unterschied deutlich sehen. Auch der Blitzschuh unterscheidet sich.

Jetzt, fast 50 Jahre später war ich zunächst nicht sonderlich beeindruckt von der kleinen Kiste, wollte aber doch einmal ausprobieren, ob ich mit dem butterweichen Sensor-Auslöser nicht doch das ein oder andere Foto mit langsamer Verschlusszeit hinbekommen würde. Leider funktionierte der Filmtransport nur bedingt und das Rückspulen des Films überhaupt nicht. Ich musste den Film im Dunkelsack aus der Kamera ziehen und in die Filmdose zurückspulen. Danach wurde der Agfa APX 100 in Caffenol entwickelt.

In der Straßenbahn – AGFA Silette LK Sensor mit AGFA APX 100 in Caffenol entwickelt – Gimp – Zugeschnitten

Die ersten Negative, die ich darauf zu Gesicht bekam waren beeindruckend gut. Und so beschloß ich mich nach einer weiteren Kamera dieses Typs auf die Suche zu machen. Bei ebay kann man die AGFA Silette LK Sensor für Preise ab 1 Euro erhalten. Also schlug ich zu 3 mal kurz hintereinander und so habe ich jetzt die imposante Ansammlung von vier dieser Kameras vor mir liegen.

Die beiden Sucherfenster – rund und eckig – vorne rechts sieht man den Anschluss für einen Drahtauslöser

Auffällig ist, dass es offensichtlich zwei Modellreihen dieser Kamera gab. Im Internet konnte ich bei der Recherche nichts über genaue Modellbezeichnungen herausfinden, deshalb nenne ich sie nach der Form des Suchfensters, das unterschiedlich gestaltet ist, im Folgenden einfach mal Modell „rund“ und Modell „eckig“

Hinterm Zoo in Karlsruhe – AGFA Silette LK Sensor mit AGFA APX 100 – Gimp

Beide Modelle verwenden ein AGFA Color-Agnar 1:2,8/45 mit Parator-Verschluss. Beim Modell „rund“ sind die Kanten der Objektivringe teils silbrig, beim Modell „eckig“ völlig schwarz. Es gibt einen EInstellring, mit dem man die ISO-Werte des Films einstellen kann, was einen Einfluss auf die Ermittlung der Belichtungsanzeige hat.

Das AGFA Color Agnar – 1:2,8/45 – ein dreilinsiges Objektiv mit angeblich billiger (oder fehlender) Vergütung, was mich aber nicht weiter stört

Denn die AGFA Silette LK Sensor verfügt über eine Selen-Meßzelle, deren Meßergebnisse auf der Oberseite des Gehäuses und zusätzlich ins Sucherfenster gespiegelt angezeigt werden. Die Belichtungsmessung scheint recht robust zu sein, denn sie funktioniert bei allen mir zur Verfügung stehenden Exemplaren dieser Kamera und liefert, geprüft mit meinem externen Belichtungsmesser, plausible Werte für die Belichtung.

Das Objektiv bietet die Möglichkeit die Blende stufenlos zwischen 2,8 und 22 einzustellen. Die Verschlusszeiten sind fix 30, 60, 125 und 300 und zusätzlich B für Langzeitaufnahmen. Zum scharf stellen schließlich , muss man wie bei allen Sucherkameras, die ENtfernung schätzen und dann einstellen.

Beide Modelle verfügen über einen Blitzschuh mit Mittenkontakt. Bei Modell „eckig“ ist dieser nach vorne geschlossen, bei Modell „rund“ ist er nach vorne offen.

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen ein Stativgewinde, ein einstellbares Bildzählwerk und eine Anschlussbuchse für einen Drahtauslöser. Letztere befindet, was eher ungewöhnlich ist, an der Rückseite des Gehäusedeckels.

Das Modell „rund“ ist geringfügig kleiner als Modell „eckig“ und hat stärker abgerundete Kanten. Modell „eckig“ macht einen klobigeren Eindruck, wenn man die beiden Modelle nebeneinander betrachtet.

Ein weiterer Unterschied zwischen den Modellen ist der, dass beim Modell „eckig“ die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ in den Kamerboden eingestanzt ist. Beim Modell „rund“ ist der Schriftzug an der vorderen Gehäuseseit an der Bodenkante aufgedruckt.

Der Name der Kamera ist bei beiden Modellen an der Vorderseite unter dem Fenster mit der Selen-Zelle aufgedruckt. Scheinbar hat man beim Modell „eckig“ eine Farbe schlechterer Qualität verwendet, denn bei diesem Modell sind die Schriftzüge bei allen meinen Kameras abgeblättert, während sie beim Modell „rund“ noch vollständig sind.

Dass Modell „rund“ ein rundes Sucherfenster und Modell „eckig“ ein eckiges besitzt hatte ich bereits erwähnt, will es hier der Vollständigkeit halber noch einmal anführen.

Der Rücktransport des Films ist bei der AGFA Silette LK Sensor sehr eigenwillig gestaltet. Zunächst muss man den Schalter mit der Aufschrift „R“ in Richtung des Objektivs und dann nach oben schieb. Ein herausspringender Messingbolzen arretiert das ganze. Betätigt man jetzt den Filmtransporthebel, dann wird der Film wieder zurück in die Filmdose gespult.

Leider scheint es hier häufig Probleme zu geben. Bei meinen beiden „rund“-Modellen funktionierte dieser Rücktransport zunächst nicht. Die Kameras vom Modell „eckig“ hatten diesbezüglich keine Probleme.

Der Grund für den nicht-funktionierenden Rücktransport war bei beiden meiner Modell „rund“ – Kameras ein verharztes Zahnrad im Gehäuseboden, welches den Rücktransport des Films erfolgreich verhindert hat.

Die Pfeile zeigen wo das Zahnrad im Gehäuseboden sitzt und wie es aussieht. Gut auf die Einzelteile achten!

Mit etwas handwerklichem Geschick, ein paar Mini-Schraubenziehern (Kreuz und Schlitz), einer Schieblehre und einer Pinzette ist es recht einfach sich bis zum betreffenden Zahnrad vorzuarbeiten, das Teil herauszuholen, um es dann in ein wenig Aceton aus dem Baumarkt zu reinigen. Achtung, dass keine Schraube runterfällt, du findest sie niemals wieder!

Tatsächlich handelt es sich um mehrere ineinandergreifende Zahnräder, die — Achtung! — nur lose gesteckt sind und leicht herunterfallen können. Ich habe sie hier in Aceton liegen und nach einer kurzen EInweichzeit mit Wattestäbchen gereinigt und dann wieder zusammengesteckt..

Das Schöne daran, wenn man mehrere gleiche Kameras mit identischem Objektiv sein eigen nennt, ist, dass man Testreihen mit Filmen machen kann. Man nimmt dazu mehrere der Kameras, bestückt mit unterschiedlichen Filmen auf den Spaziergang mit, und fotografiert dann das jeweilige Motiv mit jeder Kamera einmal. Ich habe das jetzt mal mit einem AGFA APX mit 100 ISO und einem mit 400 ISO ausprobiert. Die entsprechenden Fotos werde ich nachliefern.

Wie aussagekräftig das ganze ist, sei dahingestellt. Durch die unterschiedliche ISO-Zahl konnte ich natürlich nur die Entfernung konstant halten, während ich bei den Blenden- und Verschlusszeiten, die Werte dem Film anpassen musste. Entwickelt habe ich die Filme dann wieder in Caffenol mit jeweils identischer Rezeptur. Lediglich die Entwicklungszeit habe ich angepasst.

Und falls du selber auf der Suche nach einer AGFA Silette LK Sensor sein solltest, dann kannst du gerne >>> hier draufklicken und bei Ebay nach einer solchen Kamera suchen (Affiliate Link)


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